Funding Funded Projects Absolute Einheit und absolutes Wissen: Untersuchungen zum Einfluss des spätantiken Neuplatonismus auf die Philosophie Johann Gottlieb Fichtes

Absolute Einheit und absolutes Wissen: Untersuchungen zum Einfluss des spätantiken Neuplatonismus auf die Philosophie Johann Gottlieb Fichtes

Ziel des Projektes ist die historisch-systematische Erforschung der spekulativen Philosophie Johann Gottlieb Fichtes (1762-1814).

Fichtes Denken konzentriert sich auf zwei Themen. Es geht ihm einerseits um die Struktur von Wissen und Selbstbewusstsein und mithin um die Frage nach den Möglichkeiten eines zweifelsfrei gewissen Wissens. Andererseits bemüht er sich – besonders in seinen späteren Werken ab 1801/1802 – um die Herleitung dieses Wissens aus einem Prinzip.
Ausgangspunkt des Projektes ist die Beobachtung, dass Fichtes Selbstbewusstseinstheorie und Wissenschaftslehre Bezüge zur spekulativen Metaphysik des Neuplatonismus (Plotin, 3. Jahrhundert; Proklos, 5. Jahrhundert) aufweisen. So führt zum Beispiel Fichte – wie schon der Neuplatonismus vor ihm – alle „Mannigfaltigkeiten und Gegensätzlichkeiten“ auf eine „absolute, widerspruchsfreie und übergegensätzliche Einheit“ zurück, die sich nicht mehr bestimmen, sondern nur als „Unbegreifliches“ begreifen lässt.
Erste Aufgabe des Projektes ist die systematische Analyse und Darstellung der spekulativen Philosophie Fichtes. Gerade aufgrund auffällig ähnlicher Interessen, Spekulationen und Argumentationsmuster von Fichtes Philosophie einerseits und der neuplatonischen Metaphysik andererseits gilt es zweitens, die systematischen Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen Fichtes Denken und dem Neuplatonismus umfassend zu rekonstruieren. Im Einzelnen möchte Dr. Rohstock zum Beispiel klären, wie der „Geist“ beziehungsweise das „Sein“ im Neuplatonismus und das „absolute, sich selbst bewusste Wissen“ bei Fichte aus dem „Absoluten“ entstehen und welche Rolle die „negative Theologie“ beziehungsweise die „negationslogische Methode“ spielt, durch die das Absolute vollkommen „entrückt“ und zugleich als Prinzip aller Dinge „einsichtig“ gemacht werden soll. Wegen der markanten Äquivalenzen beider Philosophien fragt er schließlich drittens danach, ob Fichtes Denken sogar durch die neuplatonische Tradition inspiriert war. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Fichte vor allem indirekt mit der Philosophie des spätantiken Neuplatonismus in Kontakt gekommen ist. Hierfür kommt eine ganze Reihe von Quellen in Betracht, zum Beispiel die neuplatonisch überformten Platon-Kommentare des Renaissancephilosophen Marsilio Ficino und der „Cambridge Platonists“ (u. a. Cudworth, Shaftesbury), vor allem aber Traktate, Abhandlungen und Handbücher über den Neuplatonismus, die von Universitätsprofessoren im 17. und 18. Jahrhundert verfasst wurden. Darüber hinaus dürfte sich Fichte auch mit Freunden, Kollegen und Gesprächspartnern (z.B. Novalis, Hölderlin, Schelling) über die Philosophie des Neuplatonismus ausgetauscht haben. Ziel ist es, ein detailliertes Mosaik zu erstellen, wodurch der Einfluss der neuplatonischen Tradition auf Fichtes spekulative Philosophie wahrscheinlich gemacht werden soll. Dieses so entstehende Bild soll zugleich neue Einblicke in die Systematik von Fichtes Denken ermöglichen.

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