Über Jahrhunderte (ca. 800-1500) erstreckte sich die kulturelle Sphäre des Swahili entlang der ostafrikanischen Küste von Somalia bis Mosambik. Dass Mosambik im 15. Jahrhundert unter portugiesische Kolonialherrschaft geriet und der arabische Handels-Austausch mit Indien dort abbrach, bewirkte einen Bruch in der Einheit der Swahili-Sphäre, in dessen Folge sich die Varietäten Mosambiks stärker an den im Landesinneren gebrauchten Bantu-Sprachen orientierten und durch jenen Sprachkontakt eigene, synkretistische Formen ausbildeten.
Dieser Bruch spiegelt sich noch in der heutigen Forschung zum Swahili. Diese ist zwar umfänglich, aber v. a. auf den Norden, d. h. Kenia und Tansania, zentriert und endet an der Grenze zu Mosambik. Die Vernachlässigung der dortigen Varietäten wird aber der historischen Tiefendimension nicht gerecht, wonach bis ins 15. Jahrhundert von jenem Süden auch wichtige Einflüsse auf den Norden ausgingen und das Zugehörigkeitsgefühl zur Swahili-Sphäre noch die Einstellungen heutiger Sprecher dort grundiert. Deshalb will das Forscherinnenteam, ausgehend von einer linguistischen Perspektive, die wechselseitigen Einflussmuster der nord-südlichen Kulturbeziehungen innerhalb des Swahili präziser herausarbeiten und eine angemessenere Berücksichtigung des Südens in der Forschung herbeiführen.
Von den – heute angesetzten insgesamt sechs – Swahili-Sprachen Mosambiks sind bislang nur drei in einer Studie von 1997 näher erschlossen. Das Projekt zielt auf eine Dokumentation der drei noch unerforschten Sprachen, die zudem vom Aussterben bedroht sind: Mwani, Mahindo und Boani.