AIDS in Tansania – Möglichkeiten einer antiretroviralen Therapie
Die Länder des subsaharischen Afrikas tragen mit etwa 25 Millionen HIV-infizierten Menschen die Hauptlast der globalen HIV/AIDS–Epidemie.
Gravierende medizinische, ökonomische und soziale Folgen stellen Individuen, Familien und ganze Gesellschaften vor große Herausforderungen bei der Konzeption und Umsetzung erfolgreicher Bekämpfungsstrategien.
Die antiretroviralen Therapien, auch ART genannt, eröffnen für Millionen Menschen mit HIV/AIDS im subsaharischen Afrika die Möglichkeit, Jahrzehnte lang mit dem HI-Virus zu leben und gleichzeitig ihren sozialen Status in der Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Durch die Medikamente wird die einst tödliche Erkrankung zu einer chronischen, äußerlich nicht mehr wahrnehmbaren Krankheit. Dadurch wird den erkrankten Personen die Wiederaufnahme ihres Lebensalltags und eine Wiedereingliederung in familiäre und soziale Zusammenhänge ermöglicht.
Die damit verbundene Hoffnung für Patienten setzt jedoch eine breitflächige Effektivität der Therapie voraus, welche von zwei Variablen abhängig ist. Zum einen müssen die strukturellen Voraussetzungen für den Zugang zu den Medikamenten und die weiterführende medizinische Betreuung und Kontrolle der Patienten über Jahre hinweg gegeben sein. Zum anderen ist die Wirksamkeit der Medikamente nur dann gewährleistet, wenn sie konstant und genau in der vorgeschriebenen Art und Weise eingenommen werden.
Vor diesem Hintergrund setzt sich Prof. Hansjörg Dilger vom Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin das Ziel, die Einführung antiretroviraler Therapien im urbanen Tansania zu untersuchen:
- Anhand der Betrachtung lokaler Gesundheitsinstitutionen soll zunächst gefragt werden, wie diese Programme in einer spezifischen Lokalität organisiert bzw. finanziert sind und wie sich der Zugang zur ART aus der Perspektive von Programmverantwortlichen, medizinischem Personal und Patienten selbst gestaltet.
- Auf einer zweiten Analyseebene sollen die individuellen Erfahrungen von Patientinnen und Patienten im Verlauf einer ART in den Mittelpunkt rücken.
- Auf einer dritten Ebene sollen die Auswirkungen der Therapie auf die Interaktionen von Menschen mit HIV/AIDS und ihrem familiären und sozialen Umfeld erforscht werden.
- Abschließend soll anhand einer Analyse der medialen Präsentation der ART (z.B. in Radio, TV, Präventionskampagnen) der gesamtgesellschaftliche Diskurs über HIV/AIDS betrachtet werden.