Auf der Suche nach der Formel des Performativen – Die Theaterphilosophie von Nikolai Evreinov
Bereits seit 2007 beschäftigt sich Dr. Swetlana Lukanitschewa am Institut für Theaterwissenschaften der Freien Universität Berlin in einer langfristigen Studie mit dem vielseitigen Schaffen von Nikolai Evreinov (1879-1953).
Der russische Dramatiker, Regisseur und Theatertheoretiker wanderte 1925 nach Frankreich aus. Im ersten Forschungsabschnitt wurden Evreinovs Jahre in Petersburg (1905-1925) ausgewertet.
Die Fritz Thyssen Stiftung fördert dass Projekt weitere 2 Jahre, in denen nun die Begutachtung der Pariser Jahre (1925-1953) erfolgt. Diese umfassen nicht nur den zweiten Teil Evreinovs Nachlass, sondern auch die Analyse seines im Westen entstandenen dramatischen und theoretischen Œuvre.
Im Rahmen dieses Projektabschnittes werden seine Nachlässe hinsichtlich der Entwicklung seiner Theaterphilosophie untersucht und edierte wie unveröffentlichte Texte analysiert. Zudem wird die kulturhistorische Relevanz bzw. das Innovationspotential des russischen Denkers herausgearbeitet.
Welchen Beitrag hat Evreinov zur europäischen Theaterdiskussion geleistet? Inwieweit haben seine Werke die Entwicklung des Theaters beeinflusst? Zwar ist Evreinov in der einschlägigen Literatur bereits als Vordenker des modernen Theatralitätsbegriffs bezeichnet – er gehört zu den Wegbereitern des Psycho-Dramas, der Transaktionsanalyse und nonverbalen Kommunikation – jedoch ist eine fundierte Rezeption des Nachlasses bislang ausgeblieben.
In der geplanten Monografie werden die die drei wichtigen Lebensabschnitte Nikolai Evreinovs aufgearbeitet: Der erste Teil widmet sich den Theaterarbeiten vor der Oktoberrevolution aus dem Zeitraum von 1905 bis 1917 und der zweite Abschnitt fokussiert die Zeit bis zur Abreise nach Paris 1925. In diesen Jahren verlagerte sich sein Interesse auf die Mechanismen der Beeinflussung und Organisation von Massen. Entsprechend zielt die Untersuchung jener Zeit auf das von ihm gezeichnete Spannungsverhältnis zwischen Theatralität, Körperstrafen und Machtinszenierungen.
Der dritte Teil der Studie befasst sich schließlich mit Evreinovs Inszenierungen auf Pariser Bühnen und russischen Emigrantentheatern sowie seinen Vorlesungen in der Zeit von 1925 bis 1953. Sein Einfluss auf das Theater der 1930er und 1940er Jahre, insbesondere die Wirkung seines Status als Emigrant auf die Semantik und Form des Theaters werden in diesem Monografieteil zusammengestellt.
Weitere Informationen zum ersten Forschungsabschnitt finden Sie hier:
http://gepris.dfg.de/gepris/OCTOPUS/;jsessionid=B1888D86720F3F5C68F85F498725ACD3?module=gepris&task=showDetail&context=projekt&id=36125324