Blickwinkel und Dekonstruktion des imperialen Auges. Die deutsche Kolonialfotografie als Quelle zur afrikanischen Geschichte am Beispiel von Togo
Fotografien sind eine wichtige Quelle für die afrikanische Geschichtsschreibung.
Gegenwart und Zukunft Afrikas sind nur im Zusammenhang mit der Kolonialgeschichte zu verstehen. Fotografien aus dieser Zeit stellen eine wichtige Quelle dar, die trotz reichlich vorhandener Corpora – bestehend aus Karten, kolonialen Bildern, Zeichnungen, Fotos und Filmen – von der afrikanischen Geschichtsschreibung kaum beachtet wurde und auch in neueren Forschungen keine erschöpfende Berücksichtigung findet. Vorrangiges Ziel der Untersuchung ist es, die einschlägigen Fotos mit Bezug auf Togo im Frobenius-Institut der Frankfurter Universität zu untersuchen und die rund 1.600 Bilder eingehend zu beschreiben und zu interpretieren. Die Bilder sollen für Erziehung und Ausbildung in Afrika nutzbar gemacht werden und dazu beitragen, dass Schüler oder Betrachter sich in der eigenen Geschichte besser wiederfinden können.
Der Vorteil der Fotos gegenüber dem geschriebenen Wort liegt darin begründet, dass sie eine gewisse Authentizität des Dargestellten zu verbürgen scheinen und den Eindruck von Augenzeugenschaft vermitteln. Für pädagogische Zwecke ist eine Kombination aus Text und Bild im Sinne einer illustrierten Geschichte von großem Vorteil, nicht nur weil sie einprägsamer ist, sondern auch weil die Intention der Bilder differenzierter dargestellt werden kann. Es soll geklärt werden, inwieweit Kolonialbilder Realität überhaupt abbilden, wem sie zu welchem Zweck gedient haben, welche Intentionen der Abgebildete im Sinn hatte, als er sich entweder zwangsweise oder freiwillig fotografieren ließ. Sind den Akteuren die Folgen ihrer Handlungsweisen jeweils bewusst gewesen? Dr. Kokou Azamede geht es vor allem darum, die im fotografischen Entstehungsprozess vermuteten Intentionen zu interpretieren und den Raum "zwischen den Kulturen" zu beschreiben.
Die Fotos sollen im Zusammenhang mit den Forschungsergebnissen als Studien- und Unterrichtsmaterial an togolesischen Schulen und Universitäten zugänglich und für eine kritische Geschichtsschreibung nutzbar gemacht werden. Es geht dabei nicht darum, Kolonialgeschichte umzuschreiben; vielmehr möchte Dr. Azamede diejenigen Bilder, die zur Illustration der kolonialen Zielsetzung gedient haben, in den richtigen Kontext der afrikanischen Geschichte einordnen und die jeweiligen historisch-anthropologischen Zusammenhänge differenziert darstellen.