Funding Funded Projects Blütezeit und Krise von Klassischer Bildung und Antike – Rezeption in Russland und ihre Verflechtung mit Westeuropa 1870-1930

Blütezeit und Krise von Klassischer Bildung und Antike – Rezeption in Russland und ihre Verflechtung mit Westeuropa 1870-1930

Das Projekt ist an der Bibliotheca Classica (BiCl) in St. Petersburg angesiedelt, die sich seit ihrer Gründung 1993/1994 die Erneuerung und Erforschung der Altertumswissenschaften in Russland zur Aufgabe gemacht hat.

1870-1930 erlebten die Altertumswissenschaften in Russland eine bislang einzigartige Blütezeit. Das Klassische Gymnasium erhielt eine zentrale Stellung im russischen Bildungssystem und wurde unabdingbare Voraussetzung für ein Hochschulstudium; die zaristische Regierung erachtete die Beschäftigung mit klassischer Bildung als bestes Mittel zur Eindämmung revolutionärer Neigungen. Die institutionelle Etablierung und die Forschung der russischen Altertumswissenschaft orientierten sich dabei v. a. am Vorbild Preußens. Doch schürte die soziale Diskriminierung, wonach nahezu ausschließlich Adlige und die bürgerliche Oberschicht ihre Kinder auf das Klassische Gymnasium schicken konnten, bald gesellschaftliche Ressentiments gegen den Klassizismus. Die Regierung gab den Gedanken seiner Funktionalisierung als Antidot gegen sozialrevolutionäre, liberale Ideen auf: Er wurde institutionell wieder systematisch ‚rückgebaut’. In Folge der Revolution 1917 wurden dann die Klassischen Gymnasien und fachdisziplinären Universitätsinstitute aufgelöst; viele bedeutende russische Gelehrte emigrierten; bis Anfang der 1930er Jahre war die Altertumswissenschaft „zur Hilfsdisziplin einer marxistischen Geschichtswissenschaft“ degradiert.
Diese wichtige Phase der russischen Altertumswissenschaften soll in drei korrelierten Projektkomplexen erschlossen werden.
Ziel des ersten Teilprojekts ist die Erarbeitung einer vollständigen Prosopographie der russischen Altertumswissenschaftler. Komplementär dazu ist im zweiten Teilprojekt eine Aufarbeitung der altertumswis-senschaftlichen Institutionen in St. Petersburg und im übrigen Russland geplant, die auch einen Beitrag zur russischen Kultur- und Geistesgeschichte erwarten lässt. Das dritte Teilprojekt gilt der Verflechtung von deutscher und russischer Altertumswissenschaft. Hier sollen die – in vielen deutschen und russischen Archiven und Bibliotheken verstreuten – Briefe russischer Altertumswissenschaftler an ihre deutschen Kollegen gesammelt und in Auswahl publiziert werden, nach Möglichkeit zusammen mit den Gegenbriefen der Deutschen.

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