Der kausale Effekt der Schulwahl in der Sekundarstufe I auf die langfristigen Bildungsentscheidungen und auf die Löhne
Ziel des Projektes ist es, für Deutschland ökonometrisch zu analysieren, inwiefern die Schulwahl in der Sekundarstufe I einen kausalen Effekt auf die langfristigen Bildungsentscheidungen und die Arbeitsmarktergebnisse, vor allem auf die Löhne hat.
Im traditionellen dreigliedrigen (mittlerweile zum Teil zweigliedrigen) Schulsystem in Deutschland werden Schüler in der Regel schon im Alter von 10 Jahren den weiterführenden Schulzweigen zugeordnet. Lehrer, Eltern und Schulbehörden machen diese wichtige Wahl von frühen Leistungsunterschieden abhängig (die zum Teil auch durch Einschulungsalterseffekte bedingt sind), obwohl diese Unterschiede mit der Zeit stark abnehmen. Dieses Schulsystem steht zunehmend in der Kritik, dadurch Benachteiligung bei einigen gesellschaftlichen Gruppen, bspw. Migranten oder einheimischen Schülern aus bildungsfernen Haushalten, zu verstärken.
Das Forscherteam möchte überprüfen, ob die in diesem Zusammenhang häufig formulierte These, dass durch die frühe Einstufung in eine weniger akademische Schulform der Zugang zu Abitur und Hochschulstudium dauerhaft verwehrt sein könnte, einer empirischen Analyse standhält.
Die Literatur weist zwar überwiegend nach, dass die relativ älteren Schüler eines Jahrgangs zunächst bessere Schulerfolge haben, die langfristigen Effekte des relativen Schuleintrittsalters sind dagegen umstritten. Erste Ergebnisse aus Vorarbeiten zu diesem Projekt zeigen, dass die durch die Befolgung der Einschulungsregel relativ älteren Schüler eines Jahrgangs nach der Sekundarstufe I durchschnittlich häufiger auf einen höheren Schulzweig wechseln.
Ausgehend von diesem Befund wird nun im Rahmen des Projektes der kausale Effekt des relativen Alters in der Klasse auf die Schulergebnisse durch eine zufällige Variation des Einschulungsalters bestimmt. Wenn nun der Geburtsmonat kausal auf die Schulwahl wirkt und die Schulwahl eine wichtige Entscheidung für spätere Löhne sowie langfristige Bildungsergebnisse wäre, so müsste es auch einen nachweisbaren statistischen Zusammenhang zwischen dem Geburtsmonat und Löhnen geben. Lässt sich dieser Zusammenhang nicht feststellen, müsste auch die regelmäßig betonte Bedeutung der Schulwahl in der Sekundarstufe I für die langfristigen Bildungsergebnisse hinterfragt werden.