Funding Funded Projects Die deutschen Wirtschaftsbeziehungen im Kalten Krieg

Die deutschen Wirtschaftsbeziehungen im Kalten Krieg

Gegenstand des Forschungsvorhabens sind die deutschen Wirtschaftsbeziehungen zur Türkei und zu China in der Zeit des Kalten Krieges.

Die Türkei und die Volksrepublik (VR) China sind heute Handelspartner der deutschen Wirtschaft mit einem erheblichen Gewicht. In der Zeit des Kalten Krieges jedoch, in den 1950er bis 1970er Jahren, spielten beide Länder für die deutsche Wirtschaft quantitativ nur eine geringe Rolle, obwohl es in beiden Fällen eine lange Tradition der Zusammenarbeit gegeben hatte. Die innenpolitische Situation war während dieser Jahre nicht dazu angetan, deutschen Unternehmen das Gefühl zu vermitteln, in einem berechenbaren Umfeld zu agieren. Das galt für die durch drei Militärputsche erschütterte Türkei genauso wie für das maoistische China mit der großen Hungersnot nach dem „Großen Sprung nach vorn“ und den Verwerfungen der Kulturrevolution. Hinzu kam in beiden Fällen ein erheblicher Einfluss außenpolitischer Imperative auf die Gestaltung der jeweiligen Wirtschaftsbeziehungen. Hier war der Einfluss aber in den beiden Ländern gegenläufig. Im Falle der Türkei war das Interesse der deutschen Wirtschaft zwar gering, aber aus politischen und strategischen Gründen waren die USA und die Nato stark an einer engeren wirtschaftlichen Bindung des Landes an (West-)Europa interessiert. Es gab deshalb eine klare Erwartung an die deutsche Außenwirtschaftspolitik, Unsicherheiten zu reduzieren, um deutsche Unternehmen zu ermuntern, sich in dem Land zu engagieren. Im Falle der VR China war das Interesse der deutschen Wirtschaft zwar seit den frühen fünfziger Jahren sehr groß, an die alten Tradition fruchtbarer Wirtschaftskontakte anzuknüpfen. Aber dem stand ein Handelsembargo der USA gegen die VR China entgegen; und auch die Bundesregierung scheute wegen der Hallstein-Doktrin offizielle Kontakte, während die VR China ihrerseits Direktinvestitionen ebenso ablehnte wie längerfristige Kredite westlicher Banken, womit die Möglichkeiten der deutschen Wirtschaft, sich zu engagieren, deutlich eingeschränkt waren. Schließlich war der Türkei und der VR China gemeinsam, dass der Importbedarf zwar groß war, aber die Exportmöglichkeiten begrenzt. Denn keines der beiden Länder konnte in nennenswertem Umfang Exportgüter für den Weltmarkt anbieten.
Das Projekt fragt deshalb nach dem Einfluss von innerer Instabilität der Partnerländer und den Auswirkungen des Kalten Krieges auf die Wirtschaftsbeziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland, wobei die Untersuchung nicht nur die Makroebene der Außenwirtschaftspolitik, sondern auch die Perspektive der deutschen Unternehmen in den Blick nimmt. Darüber hinaus werden – quasi als Bindeglied zwischen beiden Ebenen – auch die Tätigkeiten bestimmter Interessenverbände (Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft) und der Handelskammern betrachtet. Dabei wird zum einen nach der Bedeutung von Handelsabkommen, aber auch nach staatlichen Hilfen wie z. B. Hermes-Bürgschaften für das unternehmerische Engagement in der Türkei und (seit Mitte der sechziger Jahre auch) in der VR China gefragt, zum anderen aber auch nach dem Risikomanagement, das die deutschen Unternehmen entwickeln mussten, um in diesen „Risikoländern“ agieren zu können.

Newsletter Anmeldung

    Ich bin mit der Speicherung meiner Daten gemäß unseren Datenschutzhinweisen einverstanden.

    1 × three =

    Newsletter Abmeldung

      nine − three =