Die SED, die kommunistische Partei Frankreichs (PCF) und die kommunistische Partei Italiens (PCI) von 1968 bis 1989/90. Beziehungen, Verflechtungen, Policy-Making
Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die Beziehungen und Verflechtungen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) mit den kommunistischen Parteien Italiens (PCI) und Frankreichs (PCF).
Anliegen des Forschungsvorhabens ist es, zum einen die Formen und Grenzen des Austausches zwischen diesen Parteien von 1968 bis 1989/90 zu analysieren. Zum anderen sind die damit verbundenen Entscheidungsprozesse und Maßnahmen zur Ausrichtung der „Westpolitik“ der DDR innerhalb der SED im Hinblick auf ihre Interaktion mit der PCF und PCI zu erklären. Dabei werden auch Organisationsebenen unterhalb und außerhalb der jeweiligen Parteispitzen einbezogen. Die Konzeption des Vorhabens berücksichtigt die Asymmetrie zwischen der SED als Staatspartei in einer kommunistischen Diktatur und der PCF bzw. der PCI als Oppositions- bzw. Regierungsparteien in westlichen Demokratien mit pluralistischen politischen und gesellschaftlichen Ordnungen. So werden explizit Versuche der SED-Führung rekonstruiert, die „Bruderparteien“ in Frankreich und Italien in ideologischer Hinsicht zu kontrollieren oder sogar zu steuern. Dabei standen der SED in dem jeweils ungleichen Verhältnis zu den beiden „Bruderparteien“ die Ressourcen der DDR zur Verfügung, mit denen die PCF und PCI – oder einzelne Gruppen dieser Parteien – gezielt finanziell unterstützt und beeinflusst wurden. Interventionen der KPdSU, die sich im Schriftgut der kommunistischen „Bruderparteien“ niederschlugen, werden jeweils einbezogen.
Prof. Arnd Bauerkämper geht von zwei Hauptthesen aus, welche zeitlich differenziert und mit konkreten Befunden belegt werden sollen. Zum einen soll gezeigt werden, dass die Beziehungen der SED zu den beiden wichtigsten westeuropäischen Bruderparteien vor allem durch machtpolitisches Kalkül, nicht aber vorrangig durch die im Weltkommunismus sonst übliche Solidaritätsdeklarationen bestimmt waren. Zum anderen soll nachgewiesen werden, dass neben dem ZK der jeweiligen Parteien auch hierarchisch untergeordnete Abteilungen und attachierte Organisationen maßgeblich und oft auch semiautonom an der Gestaltung der Außenpolitik bzw. der Außenbeziehungen beteiligt waren.