Die textliche und bildliche Ausgestaltung des Weges zur Sargkammer: Zum Dekorationsprogramm in der spätzeitlichen Grabanlage des Monthemhet (TT 34) in Theben-West/Ägypten
Das Grab Monthemhets gehört mit seinen Ausmaßen von etwa 130 m Länge und einer Breite von rund 50 m (über 60 Räume) zu den größten Grabstätten, die im alten Ägypten für eine Privatperson errichtet worden sind.
Monthemhet (ca. 680-648 v. Chr.) war Bürgermeister in Theben und lenkte die Geschicke der Stadt in überaus krisenreichen Zeiten; er begann seine Karriere unter den beiden letzten Herrschern der 25. Dynastie, behielt seine Funktion während des assyrischen Vorstoßes bei und blieb auch unter Psametich I., dem Begründer der 26. Dynastie, in Amt und Würden.
Aufbauend auf zwei größeren Untersuchungen zum Grab, die sich auf Grabungen, Sicherungsmaßnahmen und Restaurierungen beschränkten (1949/50 und 1980er/1990er Jahre) sind seit 2006 weitere Untersuchungen unter der Leitung von Dr. Farouk Gomaà durchgeführt worden. Erstmals wird nunmehr die gesamte Bandbreite des Dekorationsprogramms erkennbar. Angesichts des enormen Umfangs ist es naheliegend, die Untersuchung auf die besonders aussagekräftige Raumfolge zu konzentrieren, die von der Hauptkultstätte bis zur Sargkammer Monthemhets hinabführt und die bislang vollkommen unpubliziert geblieben ist. Dazu gehören insgesamt neun Räume, drei Stiegen und zwei weitere Kammern, die nachträglich in den Fels gehauen wurden und möglicherweise als Grab einer der Frauen Monthemhets angesehen werden können. Damit stehen dem Projekt der gesamte nördliche Bestattungstrakt und zugleich die am besten erhaltene und aussagekräftigste Raumfolge einer der bedeutendsten thebanischen Quellen aus dem Übergang von der 25. zur 26. Dynastie für die Untersuchung zur Verfügung.
Im Rahmen der Studie wird das gesamte Wandprogramm der Räume inklusive der Bildreliefs (R 44-53) erfasst und dokumentiert. Im zweiten Schritt werden die Texte übersetzt sowie grammatikalisch und inhaltlich kommentiert. Vorgesehen ist darüber hinaus, die überlieferungsgeschichtlichen Bezüge der Schriften im Kontext bekannter Spruchsammlungen herauszuarbeiten, um so die Traditionslinien der einzelnen Texte erkennbar zu machen. Im Hinblick auf die Reliefs werden die Darstellungen kunsthistorisch eingeordnet und ikonographisch analysiert. Es geht dabei jedoch nicht nur um die Grabausstattung, sondern auch um die konzeptionelle und sozio-kulturelle Einordnung der gesamten Grabanlage: Welche Funktionen war den jeweiligen Räumen zugedacht und in welchem Verhältnis hat die religiöse Gedankenwelt zum realweltlich vollzogenen Ritus gestanden?