Funding Funded Projects Die UdSSR und Ungarn im „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“: Imperiale Struktur oder sozialistische Wirtschaftsintegration?

Die UdSSR und Ungarn im „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“: Imperiale Struktur oder sozialistische Wirtschaftsintegration?

Am Beispiel der UdSSR und Ungarns werden die wirtschaftlichen Integrationsbemühungen im „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW) in der nachstalinistischen Ära (1958-1975) untersucht.

Im Unterschied zu den ideologischen, politischen und militärischen Verhältnissen im „Ostblock“, welche die „Satellitenstaaten“ trotz kleiner außenpolitischer Spielräume fest an die UdSSR banden, herrschten bei der wirtschaftlichen Integration Osteuropas unter dem Dach des 1949 gegründeten RGW trotz des wirtschaftlichen Übergewichts der UdSSR keine offen hegemonialen, sondern eher auf Gleichberechtigung zielende Strukturen vor. Letztere waren nicht nur formaler Natur, denn ohne den Einfluss der Machtverhältnisse im Ostblock auf die wirtschaftliche Sphäre komplett zu negieren, lässt sich feststellen, dass es den kleinen RGW-Mitgliedern oft gelang, von ihnen als ökonomisch ungünstig wahrgenommene Integrationsbemühungen der UdSSR zu verhindern oder zu unterlaufen.
Das Projekt will die Strukturen des RGW und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der sozialistischen Länder, welche bisher vorwiegend unter wirtschaftswissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert wurden, historisch untersuchen und einordnen sowie die Beziehungen zwischen Zentrum (UdSSR) und Peripherie (Ungarn) beschreiben. Ungarn wurde als Beispielfall ausgewählt, weil es sich durch eine umfassende Wirtschaftsreform 1968 am weitesten vom innerhalb des RGW vorherrschenden sowjetischen Wirtschaftsmodell entfernte und auch ein alternatives Integrationskonzept für den RGW erarbeitete, das sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Da die UdSSR in ihren Reformansätzen im Vergleich zu Ungarn konservativ blieb, barg dieses Konzept Konfliktpotenziale, die intern ausgehandelt werden mussten. Zwischen der ungarischen Reform und dem RGW gab es eine Vielzahl von Wechselwirkungen.
Prof. Stefan Plaggenborg greift neben modernen Imperiumstheorien insbesondere neuere Ansätze auf, welche die Bedeutung untergeordneter Akteure in den Planungs- und Wirtschaftsapparaten der sozialistischen Länder betonen. Auf der Grundlage des zur Verfügung stehenden und bisher relativ wenig genutzten Archivmaterials werden vor allem die Bereiche der Plankoordinierung, der Produktionsspezialisierung sowie der Versorgung Osteuropas mit sowjetischen Rohstoffen untersucht.
 
Der zeitliche Rahmen des Projekts umfasst den institutionellen Ausbau des RGW unter Chrušcev, die Wirtschaftsreformen der 1960er-Jahre in Ungarn und der UdSSR, die Debatte um die Neugestaltung der wirtschaftlichen Integration im RGW sowie die sowjetische Initiative zur Umgestaltung des RGW-internen Preissystems nach der Ölkrise 1973/74.

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