Funding Funded Projects Digitales Konstruktikon dreier mongolischer Sprachen (Temporalkonstruktionen)

Digitales Konstruktikon dreier mongolischer Sprachen (Temporalkonstruktionen)

Anliegen des Projekts ist es, für die drei größten mongolischen Sprachen – Khalkha-Mongolisch, Burjatisch und Kalmückisch – ein Inventar aller komplexen Konstruktionen, die zum Ausdruck temporaler Relationen verwendet werden, kontrastiv zu erstell

Ziel des Projekts ist es, die semantische und strukturelle Organisation des Temporalsatzsystems der mongolischen Sprachen ausführlich darzustellen.
Zuerst wird die traditionelle Meinung neu bewertet, dass es in den mongolischen Sprachen keine Konjunktionen und damit auch keine komplexen Sätze gibt. Prof. Skribnik sieht es als Übergeneralisierung der Strategie der europäischen Sprachen, die Relationen zwischen zwei Propositionen durch bifinite Konstruktionen mit analytischen Verknüpfungsmitteln auszudrücken. Die mongolische (altaische) Strategie besteht dagegen in der Verwendung von monofiniten Konstruktionen, in denen das Verknüpfungsmittel suffixal an das abhängige Prädikat angefügt ist, so dass diese Formen automatisch infinit werden (ihre Anzahl ist in den mongolischen Sprachen sehr hoch). Solche Konstruktionen aber wurden als »Randbereich« der Syntax betrachtet und haben daher kaum Beachtung in den Grammatiken gefunden.
Das weitere interessante Problem ist die differenzielle Subjektmarkierung: Das Subjekt im mongolischen Nebensatz kann durch den Nominativ aber auch durch den Akkusativ oder den Genitiv markiert werden. Bisher erklärte man dies mit Faktoren wie Belebtheit des Subjektdenotats, Transitivität des Hauptprädikats, Subject-Object-Raising, freie Kasusvariierung u. ä. Die Analyse von Prof. Skribnik zeigte hingegen die eindeutige Korrelation zwischen der Kasuswahl und der Topikalität, sprich dem Hervorheben des Agenten durch eine bestimmte Anordnung im Satz. Auch die Position des Hauptsatzsubjekts (Satzanfang oder nach dem Nebensatz) scheint durch den Diskursstatus des Subjektreferenten bestimmt zu sein.
Die erste strukturelle Analyse hat über fünfzig Temporalkonstruktionen für jede Sprache festgestellt, d. h. über fünfzig unterschiedliche temporale Relationen zwischen zwei Ereignissen. Zu systembildenden Oppositionen gehören teilweise bekannte Oppositionen wie Vor-, Gleich- und Nachzeitigkeit oder die temporale Grenze (vgl. dt. nachdem und seitdem), teilweise aber eigenartige Oppositionen wie die Übereinstimmung mit den Erwartungen: Für das Burjatische und das Kalmückische wurden Konstruktionspaare festgestellt, in denen dieselbe temporale Abfolge von zwei Ereignissen gemäß der Übereinstimmung mit dem Weltbild des Sprechers entweder als »normal« bzw. gesetzmäßig oder als unerwartet markiert wird. Prof. Skribnik bearbeitet jetzt von diesem Gesichtspunkt aus auch das Material des Khalkha-Mongolischen. Eine weitere theoretische Fragestellung wäre, ob diese Opposition mit der Kategorie der Mirativität, also der grammatikalischen Markierung von unerwarteter Information, verbunden ist.

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