Funding Funded Projects Edition von Paul Tillichs Reisetagebuch 1936

Edition von Paul Tillichs Reisetagebuch 1936

Paul Tillich gehört zu den bedeutendsten und einflussreichsten protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er war einer der ersten nichtjüdischen Hochschullehrer, die 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Staatsdienst entlassen wurden.

Ziel des Forschungsvorhabens ist die kommentierte Edition des Reisetagebuchs des evangelischen Theologen Paul Tillich (1886-1965), welches dieser während seiner Europareise von April bis September 1936 angelegt hat, sowie grundlegender Dokumente zu dieser Reise (z. B. Vorträge an verschiedenen Orten in England, Schottland, der Schweiz und Italien).

Paul Tillich gehört zu den bedeutendsten und einflussreichsten protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg lehrte er an den Universitäten Marburg, Dresden und Frankfurt. Tillich war einer der ersten nichtjüdischen Hochschullehrer, die 1933 von den Nationalsozialisten entlassen wurden. In den USA, in die er im selben Jahr emigrierte, machte er eine beispielhafte Karriere. Tillich war einer der prominentesten deutschen Intellektuellen in den USA. Er engagierte sich in Organisationen für europäische Emigranten und half mit, ein Programm für ein demokratisches Nachkriegsdeutschland zu entwickeln. In den 1950er Jahren entstanden seine theologischen Hauptwerke, die dreibändige »Systematische Theologie«, sowie populäre Schriften wie »Der Mut zum Sein«.

In den letzten zwanzig Jahren wurden zahlreiche Texte aus Tillichs Nachlass ediert, die zu einer neuen Bewertung der werkgeschichtlichen Entwicklung seines theologischen und philosophischen Denkens geführt haben. Ein grundlegendes quellenmäßiges Desiderat der Forschung besteht allerdings darin, dass keine kritischen Standards genügende Biographie von Tillichs Werdegang vorhanden ist. Deren Voraussetzung liegt in der Erschließung der Nachlassmaterialien. Hierzu gehört auch das Reisetagebuch, das Tillich während seiner Europareise 1936, die der Vorbereitung der Weltkirchenkonferenz in Oxford im Jahre 1937, dem Ausloten von beruflichen Perspektiven und dem Wiedersehen mit zahlreichen Kollegen, Exilanten und Gegnern des deutschen Nationalsozialismus (u. a. A. Löwe, K. Mannheim, Th. W. Adorno) diente, angelegt hat. Es gibt nicht nur Auskunft über seine Sicht auf die europäische Lage nach drei Jahren Emigration in den USA, es bietet vor allem Einblicke in die dichten Netzwerke deutscher Exilanten in den 1930er Jahren. Das Forschungsprojekt macht Quellen zugänglich, die nicht nur für die Tillich-Forschung von Interesse
sind, sondern ebenso für die Kultur- und Exilgeschichtsforschung.

Das handschriftlich verfasste Tagebuch ist im Paul Tillich-Nachlass der Andover-Harvard Theological Library, Harvard Divinity School, Cambridge, Mass., aufbewahrt. Publiziert liegen bisher lediglich Auszüge des Reisetagebuches vor. Der Umfang des Tagebuchs umfasst 630 Seiten. Ebenfalls im Nachlass befinden sich einige Vorträge, die Tillich während seiner Europareise gehalten hat (u. a. »Volk und Staat«, »Religiöser Sinn unserer geschichtlichen Existenz«, »Erlösungsidee im Protestantismus«). Neben der Transkription der Handschriften stellt die Kommentierung und Erschließung der in dem Reisetagebuch genannten Personen und Ereignisse den zeitaufwändigsten Arbeitsschritt des Projektes dar. Die Edition zielt auf einen gut lesbaren Text mit kritischem Apparat und Kommentar.

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