Funding Funded Projects Einzug der Dschinnen in arabisch-islamisches Schrifttum: Schiblis Marsch durch die koranischen Wissenschaften

Einzug der Dschinnen in arabisch-islamisches Schrifttum: Schiblis Marsch durch die koranischen Wissenschaften

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht das Werk des islamischen Gelehrten Badr al-Dīn al-Šibli (Schibli; gest. 1326) "Korallenhügel. Rechtliche Bestimmungen zu Dschinnen" (Ākām al-marğan fī ahkām al-ğānn).

Die Ursprünge der Dschinnen (arabisch "ğinn": verborgene, unsichtbare Wesen; missverständlich oft als Geister oder Dämonen wiedergegeben) liegen in vorislamischer Zeit. Dschinnen sind Wesen, die im Verborgenen wirken, aber auch den Menschen gegenüber immer wieder energisch in Erscheinung treten und sich in deren Sphäre drängen. Die islamischen Gelehrten der nachkoranischen Zeit greifen in vielfältiger Weise die Frage nach dem Wesen und den Erscheinungsformen der Dschinnen auf und versuchen, die älteren Überlieferungen mit den islamischen Doktrinen in Einklang zu bringen. Ne­ben der stark koranischen Verankerung in den mekkanischen Suren finden sich Auskünfte zu Dschinnen u.a. im Hadith-Schrifttum, in Koranexegese, Sira (Prophe­tenbiogra­phien), Maghazi (Berichte über Feldzüge Muhammads), Fiqh (Rechtstexte), Kosmographie, Lexiko­graphie oder Dichtung. Es werden in nachkoranischer Zeit zentrale und genreübergreifende Fragen aufwändig diskutiert, z.B. ob Dschinnen einen Körper haben, ob sie Pflichtunterworfene der Scharia sind oder ob sie ins Para­dies eingehen können. Dschinnen stellen somit ein vielfach in islamischen Doktri­nen und Praktiken und vor allem auch in der Gelehrtenkul­tur angesiedeltes Element dar.

Diese Prozesse der Auslotung der koranischen und weiteren Vorgaben zu Dschinnen reichen bis in die Zeit des islami­schen Gelehrten Schibli, der in seinem Werk "Korallenhügel. Rechtliche Bestimmungen zu Dschinnen" erstmals eine Art systematischer Summa zur Dschinnen-Thematik aus all die­sen z.T. recht heterogenen Wissensbereichen erstellte. Es handelt sich dabei um eine Art geistesgeschichtlichen Bau­plan, in dem Schibli synchron die Systemlogiken der von ihm durchforsteten Genres aufspürt, argumentativ darlegt und wechselseitig nutzbar macht.

Ziel des Forschungsvorhabens ist die erstmalige kritische Edition dieser zentralen arabischen Monographie zu Dschinnen. Da­rüber hinaus soll auch eine – zumindest auszugsweise – kommentierte Übersetzung zentraler Teile erstellt werden.

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