Friedrich Nietzsche – Kritische Gesamtausgabe der Werke. Abteilung IX: Der handschriftliche Nachlass ab Frühjahr 1885 in differenzierter Transkription
Gegenstand des Forschungsprojekts ist die Edition des handschriftlichen Nachlasses Friedrich Nietzsches von 1885 bis 1889 im Rahmen der Kritischen Gesamtausgabe seiner Werke.
Bei dem zu edierenden Material handelt es sich um zwei Quarthefte (154 bzw. 132 Seiten), ein Großoktavheft (212 Seiten) und diverse Aufzeichnungen Nietzsches aus den Jahren 1885 bis 1889. Die Manuskripte enthalten Entwürfe, Dispositionen, Pläne und zahlreiche Vorstufen zu verschiedenen Werken des Philosophen, u.a. zur "Götzen-Dämmerung", zu "Der Antichrist" und zu "Ecce Homo" sowie zu den "Dionysos-Dithyramben". Durch die Veröffentlichung des handschriftlichen Nachlasses wird die Edition der IX. Abteilung der Gesamtedition der Werke Friedrich Nietzsches abgeschlossen.
Die vorrangige Absicht der Manuskriptedition ist es, den typischen Notatcharakter der Aufzeichnungen zu erhalten und sie nicht, wie es seit der ersten Gesamtausgabe des Archivs üblich war, durch Aufteilung in Vorstufen und Fragmente auf geglättete Lesetexte (mit anschließender textphilologischer Apparatierung) zu reduzieren. Dies ergab zwar einen eindeutigen Text, jedoch in allzu vielen Fällen wurde dadurch der ursprüngliche Kontext der Niederschriften zerstört. Das Konzept stellt also einen neuen, vom Ansatz Mazzino Montinaris, dem Initiator und Herausgeber der Kritischen Gesamtausgabe Werke, abweichenden Plan dar, trägt aber andererseits dazu bei, Montinaris Intention einzulösen, nämlich Nietzsches handschriftlichen Nachlass in seiner "authentischen Gestalt" zu edieren. Dadurch dass sämtliche Korrekturen, Überschreibvorgänge, Streichungen, Umstellungen etc. wiedergegeben werden, soll die Prozesshaftigkeit des Schreibens veranschaulicht werden. Dem Benutzer wird die Möglichkeit eröffnet, sich unmittelbar am Denken Nietzsches zu "beteiligen" und mitzuverfolgen, wie Gedanken entwickelt, zugespitzt, überarbeitet und wieder verworfen werden.
Es ist vorgesehen, der Edition eine CD-Rom beizugeben, die neben den Faksimiles der Manuskripte eine Pdf-Datei als "Nachbericht" in druckfertiger Ausführung beinhaltet. Der editorische Nachbericht soll neben der Manuskriptbeschreibung Querverweise zu den Abschreibprozessen, Stellenkommentar, Literaturverzeichnis, Berichtigungen, Konkordanzen zu den Druckorten und Namenindex enthalten.