Goldschmiedekunst des 16. bis 18. Jahrhunderts am Dresdner Hof als Mittel der höfischen Repräsentation
Die Schatzkammer der Wettiner gilt als Referenzsammlung ersten Ranges, wenn es darum geht, exemplarische Aufschlüsse über die Funktion der Goldschmiedekunst als Mittel der fürstlichen Repräsentation an den Höfen der frühen Neuzeit zu erhalten.
Der historische Sammlungsbestand der Goldschmiedearbeiten im Dresdner Grünen Gewölbe ist nicht nur wegen seiner Qualität und Quantität von internationaler Bedeutung, sondern auch wegen der erhaltenen Inventare und Quellen, die den Bestand zuweilen lückenlos dokumentieren. Vor diesem Hintergrund ist die wissenschaftliche Dokumentation des Bestandes nicht zuletzt auch als Grundlage für zukünftige Studien zum Thema ein wichtiges Desiderat.
Bei der Bearbeitung der 304 Objekte des Grünen Gewölbes werden drei wesentliche Aspekte herausgestellt:
Zuerst wird das Phänomen der Silberbuffets, die im Rahmen des Hofzeremoniells vom späten 16. Jahrhundert bis zum Ende der Monarchie 1918 eine wichtige Rolle als Ausdruck fürstlicher Magnifizenz spielten, in den Blick genommen. Bislang unpublizierte schriftliche und bildliche Quellen erlauben es, Aussehen und Gebrauch der komplexen Schauanordnung von Silberobjekten am Dresdner Hof zu rekonstruieren.
Der zweite Aspekt betrifft die höfische Geschenkkultur als Teil des strengen Regeln unterworfenen Herrscher- und Hofzeremoniells. Die Untersuchung des Geschenkwesens erlaubt einerseits Rückschlüsse auf das Verhältnis zwischen Schenker und Beschenktem und damit auf das Beziehungsgeflecht bei Hofe und der Höfe untereinander; andererseits gibt die Wahl der Geschenke auch Aufschluss über das Werteverständnis der Akteure und ihre Auffassung von Freundschaft und Diplomatie.
Sodann sind die polychromen Teilfassungen (Kaltbemalungen) an Goldschmiedewerken der Spätrenaissance und des Barock, die sich im Grünen Gewölbe wie in keiner anderen Sammlung erhalten haben, von großem Interesse. Durch naturwissenschaftliche Methoden werden die Farben der unterschiedlichen Fassungsschichten näher bestimmt, um eine historische Einordnung vornehmen zu können. Auf dieser Grundlage sollen dann Fragen zur spezifischen Ästhetik von Goldschmiedeobjekten in der fürstlichen Sammlung näher bestimmt werden, wobei sich diese Objektgruppe als besonders aufschlussreich bei der Frage erweisen dürfte, wie sich die Wertschätzung kostbarer Werkstoffe historisch entwickelte und welche Rolle Farben als Bedeutungsträger in der fürstlichen Repräsentation gespielt haben.
Die Basis für die wissenschaftliche Bearbeitung der kunst- und kulturgeschichtlichen Fragen bildet die systematische Erfassung der Goldschmiedearbeiten im Grünen Gewölbe. Die Katalogisierung erfolgt nach typologischen Gesichtspunkten und wird innerhalb der Gruppen chronologisch angelegt.