Institutions in a Time of Extremes: Local Administration in Bessarabia and Transnistria (1939-1945)
Bessarabien und Transnistrien haben im “Zeitalter der Extreme“ (E. Hobshawn), also zwischen 1939 und 1945, eine wechselvolle Geschichte erfahren.
Bessarabien gehörte 1939 zu Rumänien, während Transnistrien eine autonome Republik der Ukrainischen Sowjetrepublik war. 1940 wurde Bessarabien gewaltsam der Sowjetunion angeschlossen; von 1941 bis 1944 standen Bessarabien und Transnistrien unter rumänischer Besatzung; 1944 eroberte die Rote Armee beide Gebiete zurück und vereinigte sie in der Moldawischen Sowjetrepublik, die bis zum Ende des Kalten Krieges zur UdSSR gehörte. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges erlebte die Bevölkerung der beiden Gebiete aufgrund des häufigen Wechsels der Besatzungsmächte immer wieder Hungersnöte, Enteignungen, Zwangsarbeit, Umsiedlungen, Deportationen und auch Massenerschießungen.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Politik der lokalen Administration unter den jeweils wechselnden Fremdregierungen während des Zweiten Weltkrieges zu untersuchen. Dr. Suveica geht davon aus, dass die örtlichen Behörden eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung der jeweiligen Besatzungsherrschaft spielten. Die Beamten sprachen die einheimische Sprache, kannten die örtlichen Gepflogenheiten und waren verantwortlich für die Umsetzung der Beschlüsse der Zentralregierungen. Es wird vermutet, dass die lokalen Behörden aufgrund dieser („unverzichtbaren“) Kompetenzen die Umbrüche der Besatzungsregimes überlebten und dass sie sowohl unter der rumänischen als auch der sowjetischen Herrschaft eigene politische Gestaltungsspielräume hatten, aber auch, dass sie sich − als „Komplizen“ der jeweiligen Besatzer − persönliche Vorteile verschaffen konnten.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens wird im Einzelnen untersucht, wie die lokalen Verwaltungen zwischen den Interessen der Zentralmacht und den Bedürfnissen der örtlichen Bevölkerung vermittelten, welche Rolle sie bei der Verfolgung, Vertreibung und Ermordung von einzelnen Bevölkerungsgruppen jeweils spielten und wie sie mit dem Eigentum der Verfolgten, Vertriebenen und Ermordeten umgingen. Schließlich wird auch untersucht, warum das Bild der lokalen Verantwortlichen der Kriegszeit in der kollektiven Erinnerung in Moldawien und den anderen postsowjetischen Staaten bis heute nicht einheitlich ist.