International relations, cross-cultural encounters and personal experiences: Europeans and Israelis in Palestine since 2006
Dr. Hillel Cohen untersucht die Beziehung zwischen Palästinensern einerseits sowie europäischen und israelische Aktivisten und Angestellten von Nichtregierungsorganisationen andererseits, die vor Ort deren Kampf um Unabhängigkeit unterstützen.
Anders als die bisherige Forschung, die sich, von der historischen politischen Analyse ausgehend, eher dem Einfluss von Geberstaaten auf Organisationen in der palästinensischen Zivilgesellschaft gewidmet hat, geht das Projekt einen tieferen Analyseschritt auf die persönliche Ebene. Die Untersuchung persönlicher Kontakte zwischen Aktivisten und Mitgliedern der Hilfsorganisationen und Stiftungen einerseits und palästinensischen Aktivisten und Begünstigten andererseits verspricht einen Beitrag zur Konkretisierung und Humanisierung der Erforschung der Europäisch-Palästinensischen und Israelisch-Palästinensischen interkulturellen Begegnungen und einen zusätzlichen, neuen Blickwinkel auf die damit einhergehenden Spannungen und die darin verkörperten Hürden wie auch Möglichkeiten.
Eine Reihe von Fragen wird im Rahmen der Untersuchung beantwortet: Welche Beziehungen und Dynamiken entstehen zwischen den Aktivisten der sozialen Bewegungen, Angestellten der europäischen Nichtregierungsorganisationen und Israelis, die im Palästinensischen Hoheitsgebiet aktiv sind und der dortigen Bevölkerung? Unterscheiden sich die zwischen Europäern und Palästinensern entstehenden Dynamiken maßgeblich von denen zwischen Israelis und Palästinensern? Inwiefern sind beide Gruppen von Fremden in der West Bank auch willkommene Gäste und inwiefern besteht überhaupt ein wechselseitiges Interesse, persönlichen Kontakt aufzunehmen? Vor allem soll eruiert werden, ob diese persönlichen Begegnungen die wechselseitige Wahrnehmung des Westens und des Nahen Ostens nachhaltig beeinflussen. Tragen sie auch zu einer veränderten Wahrnehmung zwischen Israelis und Palästinensern bei? Wird das fremde Engagement als kultureller Imperialismus wahrgenommen – und unter welchen Bedingungen geschieht dies – oder schafft es vielmehr eine Grundlage für Annäherungen?
Zur Beantwortung dieser Fragen nimmt Dr. Cohen vom Department of Middle East Studies der Hebrew University of Jerusalem Israelis und Europäische Bürger in den Blick, die im Rahmen von Aktivitäten von Nichtregierungsorganisationen im Palästinensischen Autonomiegebiet und in Ost-Jerusalem aktiv und in Protestbewegungen gegen die dortige Besatzung engagiert sind.
Es werden semistrukturierte Interviews mit Europäern, Palästinensern und Israelis geführt. Die europäischen und israelischen Gesprächspartner geben dabei über die Hintergründe und Art ihrer Aktivitäten ebenso Auskunft, wie über die Erfahrungen, die sie im interkulturellen Austausch mit der Palästinensischen Gesellschaft gemacht haben. Inwiefern haben sich ihre Erwartungen bestätigt, welche neuen, welche positiven und negativen Erfahrungen haben sie gemacht und wie hat sich ihr Blick auf die Palästinensische Gesellschaft oder den Mittleren Osten seit Beginn ihres Engagements in den Autonomiegebieten geändert?
Die Befragung der palästinensischen Interviewpartner, die sich aus den Teilen der Bevölkerung rekrutieren, die mit den Aktivisten der Nichtregierungsorganisationen in Kontakt waren, richtet sich auf deren Wahrnehmung der europäischen Aktivitäten in ihren Gesellschaften. Inwiefern ist diese Intervention akzeptabel, wie haben sie Kontakt aufgenommen und wurde dieser Kontakt in der palästinensischen Gesellschaft akzeptiert oder eher von dieser kritisiert?
Den Dynamiken der eigentlichen Begegnungen wird mit der Diskussion konkreter Fälle von Missverständnissen und Spannungen nachgegangen, die aufgedeckt und gelöst wurden. Ergänzend wird auch sozialen Kontakten jenseits der beruflichen Ebene nachgespürt.