Isḥāq ibn Ḥunains arabische Übersetzung von Aristoteles‘ Physik: Kritische Textedition und graeco-arabistische Untersuchung
Die „Physik“ des antiken Philosophen Aristoteles zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten Werken der Wissenschaftsgeschichte.
Aristoteles‘ „Physik“ bestimmte bis ins 16. Jahrhundert das kosmologische Weltbild und den wissenschaftlichen Diskurs über die Natur und zentrale physikalische Konzepte wie Raum, Zeit, Bewegung etc. Die Überlieferung und Rezeption des Werkes wurden – neben der griechischen Tradition – vor allem durch die beiden anderen Wissenschaftssprachen des Mittelalters, das Lateinische und das Arabische, getragen. Aufgrund der schwierigen Überlieferungslage ist der griechische Wortlaut der aristotelischen Schrift bis heute an vielen Textstellen ungeklärt oder umstritten. Die arabische Übersetzung von Isḥāq ibn Ḥunain
(9. Jahrhundert) reflektiert ein Stadium der griechischen Textüberlieferung, welches älter als alle erhaltenen griechischen Textzeugen ist, und zeichnet sich zudem durch ein hohes Niveau der Übersetzungstechnik und Worttreue aus. Eine Auswertung dieser Übersetzung hat bisher nicht stattgefunden.
Die Ergebnisse der Editionsarbeit werden in Form einer kritischen Textedition publiziert werden, die aus drei Hauptteilen bestehen wird:
- einer wissenschaftlichen (englischen) Einleitung, in der die Überlieferungsverhältnisse der griechischen, arabischen, lateinischen und hebräischen Textzeugen dargelegt und die Editionskriterien und -methoden im Einzelnen beschrieben werden;
- dem Hauptteil mit dem rekonstruierten Text der Übersetzung Isḥāq ibn Ḥunains, den kritischen Apparaten zur arabischen und griechischen Textüberlieferung sowie marginalen Seiten-Konkordanzen zu den wichtigsten Textzeugen der Nebenüberlieferung und zur sogenannten Bekkerzählung des griechischen Textes; und
- einem Glossar, in dem die griechisch-arabischen Wortentsprechungen dokumentiert und der graeco-arabistischen Lexikographie zugänglich gemacht werden.
Die Edition wird in der Reihe „Scientia Graeco-Arabica“ im De Gruyter Verlag erscheinen.