Kritische Edition der Platon-Übersetzung Friedrich Schleiermachers
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768-1834) war Theologe, Philosoph, Soziologe, Publizist und noch vieles mehr.
In einigen seiner Wirkungsbereiche wird Schleiermacher als einer der wichtigsten Autoren, in einzelnen Disziplinen sogar als Klassiker seiner Zeit bezeichnet. So wird auch die Platon-Übersetzung Schleiermachers als einzigartig und einflussreich betrachtet. Das Gesamtcorpus seiner Übersetzung umfasst sechs Bände und stellt mit 29 Dialogen den größten Teil des platonischen Gesamtwerkes dar.
Im Rahmen des Forschungsprojekts von Prof. Lutz Käppel am Institut für Klassische Altertumskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel entsteht eine paradigmatische Edition des Eröffnungsbandes der Platon-Übersetzung von Schleiermacher. Diese umfasst seine Einleitung zum Gesamtwerk Platons, darüber hinaus Einleitungen, Übersetzungen und Anmerkungen zu den vier Dialogen „Phaidros", „Lysis", „Protagoras" und „Laches".
Als interdisziplinär angesetztes Projekt, an der Schnittstelle von Philosophiegeschichte, Romantikforschung und Altgriechischer Philologie, beleuchtet dieses unterschiedliche Materialen: bislang unveröffentlichte Entwurfsübersetzungen, die griechischen Textgrundlagen, Notizen aus Schleiermachers Nachlass sowie Bemerkungen von Schleiermacher selbst und aus seinem philologischen bzw. philosophischen Umfeld.
Auf diese Weise sollen zum einen Schleiermachers handschriftliche Entwürfe zugänglich gemacht werden. Im Abgleich mit den gedruckten Fassungen soll zum anderen der Entwicklungsprozess der Übersetzungen dokumentiert und gleichzeitig die Schleiermachersche Methodik transparent gemacht werden. Durch das Forschungsvorhaben wird Schleiermacher gleichermaßen als Übersetzer wie als Platonforscher neu greifbar gemacht.
Mit der Veröffentlichung der Edition im Verlag Walter de Gruyter soll schließlich die kanonische deutsche Übersetzung der Werke Platons umfassend zugänglich gemacht und erstmals eine wissenschaftlich fundierte primäre Quelle für die Platon-Rezeption Schleiermachers geschaffen werden – und womöglich Impulse zu neuen Forschungen in den Disziplinen Schleiermachers geben.