Funding Funded Projects Kulturgeschichte der Fußball-Bundesliga (1963 bis 1995)

Kulturgeschichte der Fußball-Bundesliga (1963 bis 1995)

Der Fußball stellt heute zweifellos die wichtigste Spielart des modernen Sports dar und bildet mittlerweile in den meisten Staaten der Erde einen wesentlichen Faktor des kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Lebens.

Auch in Deutschland ist der hohe Stellenwert des Fußballs unbestritten. Spätestens mit dem „Wunder von Bern“, mit dem Triumph der Nationalmannschaft, die 1954 im Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft den großen Favoriten Ungarn besiegte, erlangte er Bedeutung als Indikator für die kulturelle Befindlichkeit. Die 1963 gegründete Profiliga, die „Bundesliga“, hat diese Entwicklung beschleunigt und den Ligafußball zu einem erstrangigen Kulturphänomen reifen lassen. Das Forschungsprojekt zielt darauf, sportliche Praxen unter kulturgeschichtlichen Leitfragen in den Blick zu nehmen und an einem historischen Beispiel ein vertieftes Verständnis für die kulturellen Potenzen des Sports zu gewinnen. Es lässt sich dabei von der Position leiten, dass Kultur im Sinne einer handlungsorientierenden Sinnkonfiguration auch die sinnhafte Aufladung sportlichen Handelns impliziert. Dem Projekt liegt mithin ein praxeologisch ausgerichteter Kulturbegriff zugrunde, der die Welt der Deutungen von der Ebene der handelnden Akteure nicht strikt separiert, sondern die Eingebundenheit und Verwobenheit von Materialität und Deutung in den Handlungen der historischen Akteure in den Blick nimmt. Ein solcher Zugriff soll das Feld des Sports als einen geradezu idealen Untersuchungsgegenstand, bei dem körperliche Verhaltensweisen, kollektive Sinnmuster und subjektive Sinnzuschreibungen in einem engen Beziehungsgeflecht miteinander verwoben sind, erschließen.
Ein Hauptakzent gilt der Frage, welche kollektiven Deutungsmuster auf den Sport – und zwar auf eine bestimmte Sportart in einer bestimmten historischen Konstellation – projiziert wurden. Damit wird untersucht, inwieweit Bundesligavereine als Hauptakteure der Profiliga zum Objekt kultureller Imaginationen avancierten und welche Sinnzuschreibungen ihnen im Laufe von 30 Jahren zuerkannt wurden. Dabei lässt sich das Projekt von der begründeten Vermutung leiten, dass der kulturelle Wandel im Zeitraum von 1963 bis 1995 im Feld des Bundesligafußballs einen besonders expressiven Niederschlag fand.
 
Eine Untersuchung der auf den Bundesligafußball übertragenen Sinnkonfigurationen kann die Frage nach den von den Akteuren selbst produzierten und medial verbreiteten Deutungsofferten nicht ausblenden. Im Sinne einer akteurszentrierten Analyse werden daher die wichtigsten Protagonisten unter den Bundesligavereinen (Bayern München, Borussia Mönchengladbach, Schalke 04, 1. FC Nürnberg, VfB Stuttgart, Werder Bremen) ebenso unter die Lupe genommen wie die Dachorganisation des Profifußballs, der Deutsche Fußball-Bund (DFB), als governing body.
Das Projekt fragt dabei vor allem nach der Austragung des strukturell angelegten Grundkonflikts zwischen ökonomischen Verwertungsinteressen der Bundesligavereine und dem Selbstverständnis des DFB als Hüter des Kulturguts Bundesligafußball. Dieser Konflikt schlug insbesondere bei der medialen Vermarktung des Bundesligafußballs durch, weswegen das Projekt auch einen mediengeschichtlichen Akzent besitzt, der sich ebenfalls aus der kulturgeschichtlichen Frage nach der Veränderung imaginativer Aneignungsmöglichkeiten des Fußballs durch seine visuelle Transformation zu einem Fernsehereignis ergibt.
Die Untersuchung erfasst den Zeitraum von der Gründung der Fußball-Bundesliga im Jahre 1963 bis zum Jahr 1995. Diese drei Jahrzehnte Bundesliga sind gekennzeichnet durch eine „gebremste“ Kommerzialisierung. Erst danach trieb der Konkurrenzkampf zwischen dem gebührenfinanzierten Fernsehen, dem werbefinanzierten Privatfernsehen und dem auf die Verwertung des Fußballs ausgerichteten Pay-TV die Übertragungsrechte für die Ware Fußball auf ungeahnte Höhen, was das Finanzgebaren der Clubs grundlegend veränderte.
Nähere Informationen finden Sie hier:http://www.uni-stuttgart.de/hing/forschung/schwerpunkte/fussballgeschichte.html

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