Funding Funded Projects Land unter? − Hochwasser und Hochwasserschutz am Oberrhein während des frühen und hohen Mittelalters

Land unter? − Hochwasser und Hochwasserschutz am Oberrhein während des frühen und hohen Mittelalters

Obwohl davon auszugehen ist, dass Hochwasser seit jeher als Bedrohung wahrgenommen wurde, lässt sich in Westeuropa ein Hochwasserschutz in Form von Dämmen nicht vor dem 11. Jahrhundert nachweisen.

Der Naturgefahr zum Trotz wurden Siedlungen in römischer und frühmittelalterlicher Zeit nicht selten sogar in Auenbereichen angelegt. Zudem schützten die ersten Deiche an der Loire, im Rhône-Delta und am niederländischen Rhein nicht etwa die Siedlungen, sondern die jeweiligen Wirtschaftsflächen. Dass erst im Verlauf des 11. Jahrhunderts ein Umdenken stattgefunden hat, könnte zwei Gründe gehabt haben:

Möglicherweise sind erstens Hochwasser erst durch die kulturelle Wahrnehmung als Problem identifiziert worden. Dabei dürfte ein verändertes Naturverständnis eine Rolle gespielt haben, wonach Katastrophen nicht mehr als Ausdruck des göttlichen Willens hingenommen, sondern als Herausforderung verstanden wurden, die Natur zu formen und zu kontrollieren.
Als zweiten Grund für die erst spät einsetzenden Schutzmaßnahmen nehmen Prof. Meier und Dr. Mächtle an, dass das Hochwasser möglicherweise erst nach einer längeren Phase fluvialer Ruhe ab dem Hochmittelalter einsetzte. Da Frequenz und Magnitude des Hochwassers von klimatischen Bedingungen und der Intensität landwirtschaftlicher Nutzung abhängen, soll hier zunächst eine chronologische Bestimmung der regionalen Hochwasserdynamiken ermittelt werden.
Ziel der Studie ist es, für den Oberrhein zwischen Straßburg/Kehl und Mannheim/Ludwigshafen eine regionale Geschichte der Hochwasser und Hochwasserschutzmaßnahmen auf der Grundlage archäologischer und geomorphologischer Untersuchungen zu erarbeiten und die Ergebnisse mit anderen Regionen, vor allem in Westeuropa, abzugleichen. Dabei sollen potentielle Deichlinien identifiziert und lokalisiert werden. In einem multi-methodischen Ansatz möchte das Forscherteam nicht nur Aufbau und Datierung der Deiche klären, sondern auch Entstehungszusammenhänge und Wirkungsweisen im Kontext mit Hochwassersedimenten rekonstruieren. Hat es überhaupt nennenswerte Hochwasser gegeben und wie veränderten sich Frequenz und Magnitude über die Zeit? Woher stammen die Sedimente, die sich bei Hochwasser abgelagert haben und welche Bedeutungen hatten klimatische und gesellschaftliche Veränderungen? Ab wann wurden welche Flächen wodurch und aus welchen Gründen geschützt?
Im Ergebnis wollen Prof. Meier und Dr. Mächtle eine erste zeitlich hochaufgelöste Skizze einer mittelalterlichen Flussdynamik an ausgewählten Stellen des Oberrheins erarbeiten und die raumzeitliche Wechselbeziehung zwischen mittelalterlichem Hochwasser und Hochwasserschutzmaßnahmen darstellen.

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