Funding Funded Projects Magische(s) Gestalten in der christlichen Welt – Über die Bedeutung von Zauberern, Magiern und Hexen und ihre ›Lenkung der Dinge‹ in der italienischen Literatur der Renaissance

Magische(s) Gestalten in der christlichen Welt – Über die Bedeutung von Zauberern, Magiern und Hexen und ihre ›Lenkung der Dinge‹ in der italienischen Literatur der Renaissance

Zauberer, Magier und Hexen bevölkern die literarischen Texte der Renaissance, aber eine systematische Untersuchung ihrer konstitutiven Bedeutung für die Literaturgeschichte der Renaissance fehlt bisher.

Die Renaissance ist eine Blütezeit der Beschäftigung mit Magie, die mit der damaligen Theologie durchaus vereinbar war. Einschlägige theoretische Texte von M. Ficino, G. Pico della Mirandola oder G. Bruno wurden von der Forschung bereits aufgearbeitet. Zu literarischen Texten der Renaissance und der Bedeutung der zahlreichen magischen Figuren darin fehlt jedoch bislang eine systematische Darstellung. Weder ist ihre handlungsstrukturierende Funktion analysiert worden, noch die in ihnen sichtbar werdende Anthropologie historisch erschlossen. Dies soll nun im Rahmen des Projekts geleistet werden. Weitere Ziele sind, die literarischen Magie-Darstellungen mit zeitgenössischen Aussagen theoretisch-dämonologischer Texte abzugleichen und sie nach Gattungen zu differenzieren.
Die Zauberer bzw. Magier und Hexen werden dabei zum einen als Reflexionsfiguren des philosophischen Gedankenguts gesehen, zum anderen als Verkörperung und Auslotung der Grenzen des christlich-katholischen Denkens, da etwa Inquisition die Literatur u. a. als Beleg für die Existenz von Hexen nutzte. Das magische Handeln wird mit dem Konzept einer »Lenkung der Dinge« gefasst (so bezeichnet Thomas von Aquin das Wirken von Engeln und Dämonen im Dienste Gottes), die primär konkret-wörtlich zu verstehen ist. Gelenkt werden Gegenstände durch Verwandlung oder Translokation, Schicksale, etwa durch Vorhersagen, und v. a. Wahrnehmungen in Form von Illusionen oder Täuschungen. Im Rahmen des Projekts wird ermittelt, wie die literarische Darstellung dieses konkreten Handelns ggf. in eine allegorische Textdimension eingebunden ist.
Als Vorbereitung werden zunächst theologische und medizinische Vorstellungen der Renaissance aufgearbeitet, die für die »Lenkung der Dinge« relevant sind (Dämonologie, Humoralpathologie, Spiritus-Lehre samt des darin modellierten Zusammenhangs von Körper und Geist sowie von Makro- und Mikrokosmos, Imaginationslehre, Optiktheorien etc.). Im Anschluss daran werden – in jeweils einer Monographie – die beiden Renaissance-Gattungen untersucht, in denen die magischen Figuren hauptsächlich vorkommen, nämlich das Epos und die »commedia erudita«. Es ist geplant, die diversen Magiedarstellungen analytisch herauszuarbeiten, an die epistemischen Grundlagen ihrer Zeit rückzubinden und auf die ihnen zugrundeliegende Anthropologie hin zu beleuchten.
Herausragendes Ziel ist es dabei, die in den literarischen Texten anschaulich vermittelten anthropologischen Verfahren, die durch die magischen Gestalten erkennbar werden, im Sinne des theologischen Wissens der Zeit systematisch heraus zu präparieren und die Rolle der Literatur als Reflexionsmedium dieses Wissens auszuweisen.

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