Funding Funded Projects Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736): Die Schloss- und Zwingerplanung für Dresden. Planen und Bauen im ‚modus Romanus‘

Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736): Die Schloss- und Zwingerplanung für Dresden. Planen und Bauen im ‚modus Romanus‘

Wurde der Zwinger in der Forschung bislang stets isoliert betrachtet, so geht es in der Studie darum, die rund um das Residenzschloss geplanten Um- und Neubauten im Kontext der verschiedenen Planungs- und Konzeptwechsel darzustellen.

Der vom kursächsischen Hofarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann im Auftrag Augusts des Starken errichtete Dresdner Zwinger präsentiert sich heute als ein auf drei Seiten von Exedren und Arkadengängen eingefasster Festplatz, dessen vierte Seite erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Museumsbau von Gottfried Semper geschlossen worden ist. Dass das fragmentarisch gebliebene Ensemble, das als Paradigma festlicher Barockarchitektur in die Kunstgeschichte eingegangen ist, am Beginn einer geplanten, aber nie zur weiteren Ausführung gelangten Neugestaltung des Residenzareals stand, ist weithin in Vergessenheit geraten.
Ausgehend von den Entwürfen und Archivalien (rund 120 Blatt), die in den Dresdner Sammlungen und Archiven verwahrt sind, können die Genese der verschiedenen Vorhaben – vom Orangeriegarten über einen Festplatz bis hin zum Sammlungsgebäude – und die wesentlichen Aspekte der Planungsaufgaben nachvollzogen werden, wobei die bauliche Einfassung des Zwingergartens mit Arkadengängen, die prachtvollen Tor- und Brunnentürme und die Modernisierung des renaissancezeitlichen, letztendlich aber noch burgartig erscheinenden Residenzschlosses im Mittelpunkt des Interesses gestanden zu haben scheinen. Zudem belegen die Dokumente ein bislang unbekannt gebliebenes Interesse, wonach ein Ausgreifen des Altstädter Residenzareals über die Elbe hinweg in die Neustadt hinein phasenweise in Erwägung gezogen worden ist. Anhand der Planungsvorhaben lässt sich zeigen, mit welcher Entschlossenheit die Dresdner Residenz mit den königlichen bzw. kaiserlichen Residenzen in Paris, Wien und Berlin konkurrenzfähig gemacht werden sollte und wie sich Pöppelmann einer in der Forschung bislang unkommentiert gebliebenen eklektisch-imitativen Entwurfspraxis bedient hat, die nur im Zusammenhang mit den verschiedenen Einflüssen aus dem französischen Schlossbau und der römischen Palastarchitektur zu erklären ist. Dabei muss Pöppelmanns internationale Ausrichtung vor dem Hintergrund seiner Frankreichreise und seiner besonderen Beziehung zum päpstlich-römischen Architekten Carlo Fontana erörtert, seine gleichzeitige Verwurzelung im deutschen Hofbauwesen analysiert und im Kontext der europäischen Residenzarchitektur des frühen 18. Jahrhunderts dargestellt werden. Interessante Vergleichsbeispiele liefern die Bauten von Nicodemus Tessin d. J. (1654-1728), Filippo Juvarra (1678-1736), Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) und Andreas Schlüter (1659-1714).
Das monografisch ausgerichtete Projekt fasst die Zeit von den ersten Planungen zu Beginn des 18. Jahrhunderts bis 1728 ins Auge, also bis zu dem Jahr, in dem die Baumaßnahmen im Residenzareal ihr Ende gefunden hatten und August der Starke sein Interesse auf das in der Dresdner Neustadt gelegene Japanische Palais verlagert hat. Im Rahmen des Projekts werden alle Entwürfe und Entwurfsstadien rund um das Zwingerareal chronologisch und systematisch erfasst, typologische und funktionale Zuschreibungen vorgenommen und mit Hilfe von 3D-Visualisierungen eine Verständnisgrundlage für die komplexen Wechselwirkungen der einzelnen Planungszusammenhänge geschaffen. Die zentrale Aufgabe besteht darin, das historische Quellenmaterial zu katalogisieren und die Blätter nach Werkgruppen bzw. Planungsstadien so zu ordnen, dass die Planungsentwicklung möglichst detailgenau nachvollzogen werden kann. Es wird zudem geprüft, inwieweit die mit dem Begriff des ‚modus Romanus‘ umschriebene Bauweise der katholischen Länder des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zwischen 1680 und 1740 auf die Genese der Pöppelmann‘schen Bauformen anwendbar ist, welche Entwurfsstrategien sich anhand des historischen Plan- und Bildquellenmaterials erkennen lassen und welche architekturikonografischen Zuschreibungen sich in Bezug auf einzelne Bauglieder, Säulenordnungen oder Bautypen ableiten lassen.

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