Mythologie, Geschichte, Bewusstsein, Metaphysik. Der Neuplatonismus in der Philosophie Schellings
Die Schellingschen Denkformen weisen durchgängig eine strukturelle Affinität zur neuplatonischen Philosophie auf.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die tiefgreifenden sachlichen Verflechtungen zwischen dem Neuplatonismus und der Philosophie Friedrich Wilhelm Schellings (1775-1854) herausarbeiten. Im Zentrum stehen dabei die Sachbereiche der Mythologie, der Geschichte, des Bewusstseins und der Metaphysik, wobei ein Schwerpunkt auf die Philosophie der Mythologie - Hauptprojekt und Zielpunkt der Spätphilosophie Schellings - gelegt wird. Es handelt sich dabei um eine Thematik, die konstitutive Fragestellungen und Begründungsaufgaben der Philosophie berührt und diese, zugespitzt auf die beiden paradigmatischen Denkformen des Neuplatonismus und Schellings, entfaltet und reflektiert.
In der bisherigen Schellingforschung wurde bei der Untersuchung des Einflusses der Tradition der Neuplatonismus weitgehend ausgeblendet oder zumindest stark marginalisiert. Ein adäquates Verständnis der Spätphilosophie Schellings kann allerdings ohne Berücksichtigung des Neuplatonismus und vor allem auch seiner mythologischen Elemente nicht erzielt werden.
Die Mythologie wird für Schelling zu derjenigen Instanz, in der das Wesen des Bewusstseins und seiner Geschichte sowie die Grundlegung der Möglichkeiten einer neuen Metaphysik zusammenlaufen und prinzipientheoretisch fundiert werden können. Der Weg Schellings von der Transzendentalphilosophie zur theogonischen Bewusstseinsgeschichte ist ohne den zu erhellenden Zwischenschritt der metaphysischen Konzeptualisierung des Mythologischen samt der sie mitbestimmenden Transformation neuplatonischen Denkens nicht nachvollziehbar.
Dr. Cuersgen möchte nachweisen, dass der Neuplatonismus bereits den frühen Schelling (z. B. „Vom Ich als Prinzip der Philosophie“, 1795) beeinflusst, dann aber insbesondere seine spätere Philosophie (z. B. „Philosophie der Mythologie“, 1842) zunehmend geprägt und hier zu wesentlichen denkerischen Kongruenzen und strukturellen Übereinstimmungen geführt hat.
Die Ergebnisse sollen in Form einer Monographie zusammengefasst werden.