Funding Funded Projects Nahöstliche Monarchien: ein konfigurativer Vergleich zu Zusammenbruch und Überleben seit 1945

Nahöstliche Monarchien: ein konfigurativer Vergleich zu Zusammenbruch und Überleben seit 1945

Welche notwendigen und hinreichenden Bedingungen sichern eine stabile Reproduktion autoritärer Monarchien?

Im Lichte der aktuellen politischen Transformationen im Nahen und Mittleren Osten untersucht das Projekt von André Bank und Dr. Thomas Richter vom Hamburger GIGA Institut für Nahost-Studien systematisch-historisch und konfigurativ-vergleichend die Bedingungen für Zusammenbruch und Überleben nahöstlicher Monarchien seit 1945.
Die Umbrüche im Nahen und Mittleren Osten haben die Frage nach den Bedingungen von Zusammenbruch oder Überleben autoritärer Regime prominent auf die politische wie politikwissenschaftliche Agenda (zurück)gebracht. Dabei fällt auf, dass sich aktuell ausschließlich autoritäre Potentaten in Republiken dem Druck der Straße zu beugen hatten. Werden die nahöstlichen Monarchien diesen Epochenwandel besser überstehen als dies zwischen den 1950er und 1970er Jahren der Fall war, als vor allem autoritäre Monarchien nach Revolutionen (von oben) zusammengebrochen sind? Überdauert haben seit Ende der Kolonialisierung acht autoritäre Regime in Form einer Monarchie in Bahrain, Jordanien, Katar, Kuwait, Marokko, Oman, Saudi-Arabien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Im Rahmen des Projekts wird eine theoretische Erklärung für diesen Befund entwickelt, indem es, aufbauend auf einer systematischen Erhebung der vorhandenen Sekundärliteratur in Englisch, Französisch und Deutsch und, soweit verfügbar, in Arabisch, mit Hilfe eines konfigurativen Vergleichs aller Staaten im Mittleren und Nahen Osten seit 1945 die allgemeinen Reproduktionsbedingungen monarchischer Herrschaft untersucht. Zentrales Ziel ist die Identifizierung von notwendigen und hinreichenden Bedingungen, die eine stabile Reproduktion autoritärer Monarchien im Rahmen eines theoretischen Modells erklären können.
Damit wird nicht zuletzt ein Beitrag zur Behebung aktueller Erklärungsdefizite und zur Auflösung widersprüchlicher Positionen in der allgemeinen Entwicklungsländerforschung, der aktuellen Autoritarismusdebatte und der regionalwissenschaftlichen Literatur zu monarchischer Herrschaft geleistet. Denn bisher existiert weder eine empirisch-historische Gesamtschau, die die verschiedenen, einzeln aufgeführten Erklärungsfaktoren gleichzeitig und komparativ für alle Fälle berücksichtigt, noch lassen sich allgemeine theoretische Überlegungen identifizieren, die sowohl das Überleben als auch den Zusammenbruch autoritärer Monarchien im Nahen und Mittleren Osten hinreichend erklären könnten.
Entgegen der impliziten Annahmen der bisherigen Literatur geht das Projekt als Ausgangshypothese davon aus, dass es weder für das Überleben noch für den Zusammenbruch der nahöstlichen Monarchien monokausale Erklärungen gibt, sondern von einem Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren auszugehen ist. So kann sich das Überleben nahöstlicher Monarchien einerseits auf der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen in Verbindung mit einer systematischen sicherheitspolitischen Protektion durch westliche Großmächte gründen. Ferner wird die Fähigkeit der Monarchien eine Rolle spielen, über religiöse und traditionelle Legitimation, ein hohes Maß an institutioneller Flexibilität und einen regelmäßigen Ressourcenfluss vor allem an die Eliten im Laufe der Zeit unterschiedliche soziale Schichten an sich zu binden. Zudem wirken hypothetisch die politischen Aushandlungsprozesse innerhalb der Herrscherfamilie vor allem über die Klärung der Nachfolgeregelung an der Staatsspitze stabilisierend.
Korrespondierend können massive ökonomische Krisen im Zusammenspiel mit sicherheitspolitischer Nichtintervention westlicher Patrone destabilisierend wirken. Weiterhin kann sich der Zusammenbruch von Monarchien aus einer zunehmenden Delegitimation von Monarchen innerhalb der Gesellschaft und der Politisierung aufstiegsorientierter, aber bisher blockierter Mittelschichten erklären. Die genannten Erklärungsfaktoren werden im Rahmen der Analyse überprüft.

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