Funding Funded Projects Naturheiligtümer in der Sakraltopographie Pergamons und seines Umlandes

Naturheiligtümer in der Sakraltopographie Pergamons und seines Umlandes

Bei der räumlichen Strukturierung antiker Städte dürften neben infrastrukturellen und militärischen Entscheidungen auch spirituelle Erwägungen eine wichtige Rolle gespielt haben. Dabei kam den Naturheiligtümern offenbar eine besondere Bedeutung zu.

Im Rahmen der seit 2005 unter der Leitung von Prof. Pirson durchgeführten Pergamongrabung, die den urbanen Gesamtorganismus der hellenistischen Residenzstadt in den Blick bringen soll, wurden 2008 am Osthang des Stadtberges Hinweise auf Heiligtümer entdeckt; bis 2010 wurden insgesamt fünf Anlagen freigelegt und als Kultstätten-Ensemble mit Infrastruktureinrichtungen des 2. bis 1. Jahrhunderts v. Chr. identifiziert. Flächendeckende Surveys am Westhang des Stadtberges haben 2010/12 erneut Hinweise auf potentielle Naturheiligtümer erbracht und lassen den Stellenwert solcher Kultplätze innerhalb des Stadtgebietes nochmals in einem neuen Licht erscheinen. Zudem haben Entdeckungen im Umland der Stadt das Wissen um die ländlichen Naturheiligtümer wesentlich erweitert. So wurde auf dem Molla Mustafa Tepe westlich der Stadt ein weiteres Heiligtum der Meter-Kybele mit einem geschlossenen Votivkomplex zutage befördert. Trotz des offenkundigen Stellenwertes der Meter-Kybele in Pergamon und Umgebung fehlt bis heute jedoch eine umfassende Darstellung ihres Kultes, die die Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Plätzen nachzeichnet und analysiert.
Im Rehmen dieses Projekts erforscht Prof. Pirson nun vier der neu entdeckten mutmaßlichen Heiligtümer am Westhang des Stadtberges und untersucht die zu ergrabenden Funde im Zusammenhang mit dem bereits vorliegenden Material vom Molla Mustafa Tepe. Er möchte klären, welche Gottheiten in den jeweiligen Felsheiligtümern durch welche Kulte verehrt wurden. Die Charakterisierung der Kultempfänger ist nicht nur für das Verständnis der einzelnen Plätze und das Verhältnis der Plätze untereinander von zentraler Bedeutung, sondern liefert auch wichtige Parameter für den Vergleich zwischen inner- und außerstädtischen Heiligtümern. Im Anschluss daran soll der Frage nachgegangen werden, welche Naturmale zum Gegenstand kultischer Verehrung erklärt wurden und welchen Stellenwert die Naturinszenierung in den Heiligtümern hatte. Unklar ist, ob die Naturmale naturbelassen oder verändert bzw. künstlich inszeniert wurden und welche funktionale und ästhetische Bedeutung der Architektur in den Heiligtümern zukam. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob die Verteilung der Naturheiligtümer in der Stadt allein vom Vorhandensein prominenter Naturmale abhing oder ob möglicherweise auch andere Faktoren ausschlaggebend waren. Durch die neuen Entdeckungen am Westhang ist der Eindruck entstanden, dass eine möglichst flächendeckende Verteilung der Kultplätze über das ganze Stadtgebiet angestrebt worden ist. Dabei scheinen auch naturräumliche Bezüge zu den außerstädtischen Naturheiligtümern Mamurtkale, Kapikaya und Molla Mustafa Tepe von großer Bedeutung gewesen zu sein. Daraus resultiert die Frage, welche Beziehung zwischen den Kultplätzen innerhalb und außerhalb der Stadt bestanden hat und ob es entweder ein lockeres Netzwerk von Heiligtümern war oder ob es möglicherweise ein über-geordnetes System gegeben hat, um zwischen Pergamon und dem Umland formale, inhaltliche und visuelle Bezüge herzustellen.

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