Funding Funded Projects Paradoxien im 13. Jahrhundert. William of Sherwoods Insolubilia-Traktat im historisch-systematischen Kontext

Paradoxien im 13. Jahrhundert. William of Sherwoods Insolubilia-Traktat im historisch-systematischen Kontext

„Insolubilia“, d. h. „Unlösbare“, sind paradoxe Aussagen, die zu logischer Analyse herausfordern, wie z. B.: „Diese Aussage ist falsch“.

Gegenstand dieses Projekts sind selbstreferentielle Aussagen nach Art der bekannten Lügner-Paradoxie in ihren vielfältigen Varianten. Wenn etwa ein Kreter sagt, dass alle Kreter immer lügen, stellt sich die Frage, ob er damit lügt oder nicht. Während die Lügner-Paradoxie bereits in der Antike bekannt war, geriet sie im frühen Mittelalter über Jahrhunderte in Vergessenheit, um dann im 12. Jahrhundert, anscheinend inspiriert durch sporadische Bemerkungen in den „Sophistischen Widerlegungen“ des Aristoteles, wiederentdeckt und in einer über Aristoteles weit hinausgehenden Weise neu untersucht zu werden. „Insolubilia“ spielen unter der Kennzeichnung logischer Paradoxien bis in die Gegenwartsphilosophie eine bedeutsame Rolle.
Im Zentrum des Projektes steht der „Insolubilia-Traktat“ des William of Sherwood (um 1200-1272). Sherwood gilt nach allgemeiner Einschätzung als einer der drei bedeutendsten Logiker des 13. Jahrhunderts neben Petrus Hispanus und Lambert von Lagny. Neben kleineren Schriften verfasste er „Introductiones in logicam“, eine umfassende Einführung in die Logik, und „Syncategoremata“, einen Logik-Traktat für Fortgeschrittene, der mitbezeichnende Sprachzeichen, insbesondere logische Funktoren, behandelt. Neben einer textkritischen Neuedition und einer ersten deutschsprachigen Übersetzung der „Insolubilia“ des William of Sherwood nimmt Prof. Kann insbesondere die Kommentierung des Werkes im Sinne seiner textnahen Analyse sowie seiner historisch-systematischen Kontextualisierung vor. Dabei stellt er u. a. die Frage, inwieweit „Insolubilia“ im Mittelalter tatsächlich für unlösbar oder eher für schwierig, mehrdeutig o. ä. gehalten wurden und wie plausibel die von Sherwood und seinen Zeitgenossen diskutierten Lösungsansätze tatsächlich sind.
Mit der kommentierten Edition der „Insolubilia“ des William von Sherwood soll einerseits die Erschließung und Interpretation der Werke Sherwoods fortgesetzt, andererseits die Erforschung der Logik und Semantik des Mittelalters um eine bedeutsame Komponente ergänzt werden. Auch unter dem Aspekt von Bildungsgeschichte und mittelalterlicher Wissensvermittlung ist das Vorhaben von Bedeutung. Schließlich sollen mögliche Verbindungen zur modernen sprachanalytischen Philosophie hergestellt bzw. vertieft werden.

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