Psychische Krankheiten und Migration
In deutschen Städten leben zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund. Im täglichen Leben haben wir den Umgang und das Zusammenleben mit verschiedenen Kulturen und Herkünften seit langem gelernt.
Bei psychischen Krankheiten ist dies jedoch anders.
Die institutionelle Psychiatrie in Deutschland sieht sich zunehmend vor die Herausforderung gestellt, mit Patienten verschiedenster kultureller Hintergründe umzugehen. Deren Vorstellungen von psychischen Krankheiten und Heilung sind maßgeblich durch spezifische kulturelle Kontexte vorgeprägt. Zudem nimmt auch die Zahl der professionellen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in psychiatrischen und psychotherapeutischen Institutionen zu. In diesen Kontexten treffen unterschiedliche Diskurse über psychische Krankheiten und ihre Behandlung sowie verschiedene Akteure unter bestimmten Bedingungen aufeinander. Vor diesem Hintergrund ist es Ziel des Forschungsvorhabens von Prof. Helene Basu vom Institut für Ethnologie der Universität Münster, den professionellen Umgang mit psychisch kranken Migranten und Migrantinnen in deutschen Gesundheitsinstitutionen und deren Bemühungen um Heilung zu untersuchen.
Es soll geklärt werden, inwiefern politische und soziokulturelle Bedingungen in Deutschland den Zugang von Migranten und Migrantinnen zur Gesundheitsversorgung im Kontext seelisch-geistiger bzw. emotionaler Gesundheit regulieren und wie sich dies in Bezug auf ein staatliches Krankenhaus (Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren) und einen Verein für Flüchtlinge (Refugio, München) unterscheidet. Außerdem wird nach der Bedeutung der Ethnizität der Ärzte und Therapeuten und ihrer Patienten in diesen Kontexten gefragt. Des Weiteren wird die Rolle von Religion im Sinne alternativer kosmologischer Diskurse und Praktiken in Bezug auf psychische Krankheit und Heilung auf der Patientenebene untersucht. Damit werde einerseits die Ebene der diversen psychiatrischen Diskurse, andererseits die Handlungsebene der beteiligten Akteure (medizinisches Personal, Patienten, ihre Angehörigen, alternative Heiler/-innen) berücksichtigt.