Funding Funded Projects Rational Pragmatics: Attitudes and Rationality in Context

Rational Pragmatics: Attitudes and Rationality in Context

Im Zentrum des Forschungsprojektes steht die Frage nach der Rationalität von Einstellungen und Überzeugungen.

Zwei Theorien sind sowohl für die Verhaltenswissenschaften als auch für die Philosophie des Geistes von zentraler Bedeutung: die Theorie der Rationalität (Rationality) und die Theorie der Einstellungen und Überzeugungen (Attitudes). Mit Rationalität wird ein vernunftgeleitetes und an Zwecken ausgerichtetes Denken und Handeln bezeichnet. Der Begriff beinhaltet die absichtliche Auswahl von und die Entscheidung für Gründe, die als vernünftig gelten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Einstellungen sind mentale und neurale Bereitschaftszustände, die durch die Erfahrung strukturiert sind und einen steuernden Einfluss ausüben auf die Reaktionen des Individuums gegenüber allen Situationen, Personen und Objekten, mit denen dieses Individuum eine Beziehung eingeht. Beispiele für Einstellungen sind etwa Überzeugungen, Vorlieben oder Vorurteile. Einstellungen sind im Unterschied zur Rationalität intuitiver, weisen aber nach der Auffassung klassischer philosophischer Theorien (z. B. Dispositionalismus, Theorie der begrenzten Rationalität) auch deutliche rationale Merkmale (z. B. logische Verknüpfungen, Folgenabschätzung, Kosten-Nutzen-Kalkulation) auf.
Neuere psychologische, kognitionswissenschaftliche und neurowissenschaftliche Forschungsansätze dagegen (z. B. »Dual-Process«-Theorie; Deskriptive Entscheidungs- und Urteils-Theorien, Dissonanz-Theorien) bezweifeln die rationalen Strukturen von Einstellungen und Überzeugungen, da die aus den Einstellungen folgenden Handlungen nicht (sicher) vorausgesagt werden können (»prediction failure«), oft aufgrund von so genannten Urteilsheuristiken (»Heuristic and Biases« – einfachen Faustregeln, die komplexe Urteile vereinfachen und bisweilen verzerren) – zustande kommen und mitunter irrational (»massive irrationality«) sind.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die »klassischen« philosophischen Ansätze und neueren psychologischen, kognitionswissenschaftlichen und neurowissenschaftlichen Konzepte zur Beschreibung und Erklärung von Einstellungen und Überzeugungen und ihrer Handlungskonsequenzen in einer Theorie zusammenzuführen, der ein erweiterter, »pragmatischer« Rationalitätsbegriff zugrunde liegt. In Anlehnung an Theorien der »begrenzten Rationalität« bzw. des »eingeschränkt rationalen Handelns« von Herbert Simon, John Anderson und Gerd Gigerenzer geht die rationale Pragmatik davon aus, dass rationale Subjekte situationsabhängig argumentieren und entscheiden. Entscheidungen sind nach dieser Theorie abhängig vom Kontext, d. h. den Umständen, der Umgebung, den Inhalten, der gestellten Aufgabe (»Task-in-Context-Models«). Was konkret das Rationale ist, ergibt sich erst in der jeweiligen Situation. Ein solcher konstruktivistischer »rational-pragmatischer« Ansatz würde es – nach der Auffassung von Dr. Michel – ermöglichen, die divergierenden Theorien zum Verhältnis von Rationalität und Einstellungen in einer neuen Weise zusammenzuführen.

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