Funding Funded Projects Risk Attitudes and Labor Market Informality, with a Case Study of Russia

Risk Attitudes and Labor Market Informality, with a Case Study of Russia

Eine Untersuchung der Beziehung zwischen Risikohaltung und informellem Arbeitsmarkt am Beispiel des russischen Arbeitsmarktes erweitert die bestehende Forschung.

In der jüngsten Forschung finden sich zunehmend Studien zum informellen Markt, also zu Produktion und Beschäftigung außerhalb der amtlichen Statistik. Dazu zählen einerseits etwa Schwarzarbeit und Kriminalität, andererseits aber auch die unbezahlte häusliche Pflege. Ein Aspekt der Informalität der Beschäftigung ist das Risiko, das verschiedene Formen annehmen kann, in der gängigen Arbeitsmarktforschung aber hauptsächlich als das Risiko Beachtung findet, keine Beschäftigung finden zu können. Die bisherige Literatur begreift den Arbeitsuchenden dabei zudem durchweg als riskoneutral unter der Prämisse, dass jedes Individuum die Maximierung des erwarteten Einkommens anstrebt, ohne bei seinen Entscheidungen entlang des beruflichen Werdeganges der Bandbreite der damit einhergehenden potentiellen Folgen Beachtung zu schenken.  Prof. Hartmut Lehmann und Dr. Alexander Muravyev vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit in Bonn hinterfragen diese Analysebasis als inkonsistent: zum einen widerspricht sie der Grundannahme der mikroökonomischen Theorien, nach denen der Mensch risikoavers sei, zum anderen umfangreichen empirischen und experimentellen Erkenntnissen zum menschlichen Verhalten. Das Projekt setzt hier an und möchte mit einer Untersuchung der Beziehung zwischen Risikohaltung und informellem Arbeitsmarkt die bestehende Forschung erweitern.
Dieser Zusammenhang wird am Beispiel des russischen Arbeitsmarktes dargelegt. Zum einen dürfte gerade in den sich im Umbruch befindlichen Märkten die individuelle Einstellung zum Risiko bei der Wahl einer informellen Beschäftigung eine besondere Rolle spielen. Ferner bietet sich Russland für eine Analyse an, da der umfangreiche informelle Sektor des Landes trotz der globalen Bedeutung der russischen Wirtschaft bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Analyse gewesen ist. Zudem liegen dem Projektteam erstmals verfügbare Längsschnittdaten zur Informalität des russischen Arbeitsmarktes vor, die in den Jahren 2009 und 2010 im Rahmen des Russian Longitudinal Monitoring Surveys (RLMS) erhoben wurden. Sie bilden eine außergewöhnliche Analysebasis und umfassen fünf Arten der Beschäftigung: Das lohnbasierte Beschäftigungsverhältnis in staatlichen und privaten bzw. privatisierten Firmen, das lohnbasierte Beschäftigungsverhältnis bei Privatpersonen, die Selbständigkeit, das klassische Unternehmertum und die Gelegenheitsarbeit.
Die Analyse gliedert sich in zwei Schritte. Der erste dient der theoretischen Fundierung und Herleitung einer prägnanten und steuerbaren Charakterisierung der russischen Erfahrungswerte. Die hier zu formulierenden Hypothesen werden im zweiten Projektschritt, der wiederum aus vier Elementen besteht, empirisch überprüft.
Das erste empirische Element dient der Analyse der Daten zur Risikohaltung und zu den zeitlichen Präferenzen der Befragten im Hinblick auf die Realisierung der zuvor antizipierten (positiven) Effekte bei der Wahl einer informellen oder informellen Beschäftigung. So wird festgestellt, ob russische Arbeitsmarktteilnehmer in dieser Hinsicht mit Befragten in klassischen kapitalistischen Märkten vergleichbar sind. Das zweite Element bestimmt die Einflussgrößen der informellen Beschäftigung in Russland und betrachtet die sich entwickelnde Beschäftigungsstruktur je Industriesektor, die Eigentumsverhältnisse und Firmengrößen, Beschäftigungsarten, Geschlecht, Ausbildungsniveau, berufliche Fähigkeiten und das Stadt-Land-Gefälle. Das dritte empirische Element geht der in der Forschung umstrittenen Frage nach, ob es zu einer Segmentierung des Arbeitsmarktes zwischen Formalität und Informalität oder vielmehr zu einer integrativen Entwicklung kommt. Aufbauend auf den Ergebnissen der drei empirischen Teilschritte und der theoretischen Initiativleistung werden viertens Modelle zur Arbeitssuche geschätzt, die den widerstreitenden Risikoeinschätzungen der Arbeitssuchenden Rechnung tragen.

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