Funding Funded Projects Saatgut und Sozialsystem – Ernährungssicherung in ländlichen Entwicklungsgebieten am Beispiel der Ruvuma Region in Tansania und der Oshana Region in Namibia

Saatgut und Sozialsystem – Ernährungssicherung in ländlichen Entwicklungsgebieten am Beispiel der Ruvuma Region in Tansania und der Oshana Region in Namibia

Als Ausgangspunkt der Lebensmittelerzeugung ist Saatgut eine der wertvollsten natürlichen Ressourcen der Bauern und grundlegend für eine erfolgreiche landwirtschaftliche Produktion.

Hunger und Ernährungsunsicherheit zählen – trotz des weltweit steigenden Wohlstands – zu den gravierendsten Problemen der heutigen Zeit. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Frage nach dem Umgang mit Saatgut. 60 bis 90 Prozent der Kleinbauern in Afrika verwenden Saatgut von ihren eigenen Feldern. Die Behandlung sowie der Gebrauch dieses eigenen Saatguts sind in den sozialen und kulturellen Strukturen bäuerlicher Lebenswelten fest verankert. So entscheiden spezifische soziale, religiöse, kulturelle und lokale Bedingungen und Gewohnheiten über den Erfolg und die Effizienz von Saatgutsystemen und damit über Ernährungssicherheit mit. Dieser Zusammenhang wurde von Programmen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern bisher allerdings kaum beachtet. Das Forschungsprojekt fragt deshalb nach dem soziokulturellen Umgang mit Saatgut von Kleinbauern in Tansania und Namibia.

Wie die Literaturrecherchen vermuten ließen, konnte festgestellt werden, dass in beiden Forschungsgebieten die lokalen Saatgutsysteme eine nach wie vor bedeutsame Rolle aufweisen. Die Mehrheit der Kleinbauern verwendet noch eigenes traditionelles Saatgut. Dieses wird entweder selbst aufbewahrt oder, falls kein eigenes Saatgut vorhanden ist, von Nachbarn, Familienmitgliedern oder auf lokalen Märkten kurz vor der Aussaat eingeholt.

Die Interviews mit zahlreichen Kleinbauern haben gezeigt, dass bezogen auf die Verbreitung lokalen Saatguts ein Verdrängungsprozess durch modernes (Hybrid-)Saatgut deutlich erkennbar ist. Mit verbessertem Marktzugang erhöht sich auch die Verfügbarkeit von modernem Saatgut, das höhere Erträge verspricht. Es gibt modernes Saatgut sowohl für die Nahrungspflanze Mais als auch für ergänzende Anbaupflanzen wie Tomaten, Kürbisse oder Spinat. Interviews haben verdeutlicht, dass in der Wahrnehmung der Kleinbauern vor allem das höhere Ertragspotenzial des modernen Saatguts eine herausragende Rolle einnimmt. Gleichzeitig ist dies aber mit erheblichen finanziellen Aufwendungen für komplementäre landwirtschaftliche Betriebsmittel wie beispielsweise Düngemittel verbunden.
Im weiteren Verlauf des Projekts gilt es, die Entscheidungsspielräume und Handlungshintergründe der Kleinbauern zu analysieren, die Motive für die Verwendung von lokalem und modernem Saatgut zu erforschen und einzuschätzen, inwieweit die Abhängigkeit zu modernem Saatgut die Saatgutsouveränität der Bauern gefährdet bzw. inwieweit der traditionelle Zugang zu lokalem Saatgut die Saatgutsouveränität fördert.

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