Skill Upgrading and Occupation Changes – How Firms and Workers Adjust to Offshoring
Inwieweit passen Firmen und Beschäftigte als Reaktion auf die Verlagerung von Produktionsschritten ins Ausland ihre Qualifikationen und Tätigkeitsstrukturen an und ziehen daraus wirtschaftspolitisch Schlussforlgerungen?
Offshoring ist im Welthandel ein wachsendes Phänomen. Deutschland ist dabei Spitzenreiter unter den OECD-Ländern mit einer Steigerung der zur Weiterverwertung importierten Güter um 6% von 1995 bis 2005 (OECD 2010). In der Öffentlichkeit wird Offshoring als kritisch für inländische Beschäftigung und Löhne betrachtet, besonders mit Blick auf gering qualifizierte („low-skilled“) Arbeitskräfte. Diese öffentliche Wahrnehmung entsteht, da zum Beispiel Kündigungen aufgrund von Offshoring sofort sichtbar sind. Die positiven Auswirkungen von Offshoring, wie beispielsweise gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum, sind dagegen langfristiger Natur, also nicht sofort sichtbar. Seit den 1990er Jahren versuchen Volkswirte die direkten und indirekten Auswirkungen von Offshoring auf den Arbeitsmarkt zu identifizieren und zu quantifizieren. Für Deutschland schätzen Schrader/Laaser (2009), dass 42% der Jobs potentiell ausgelagert werden könnten. Das Thema Off-shoring und seine Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt besitzt also hohe gesellschaftliche Relevanz. Das Projekt möchte dieses Thema daher genauer erforschen.
Es möchte sowohl auf Firmen- als auch auf Branchenlevel die Effekte von auslagernden und nicht-auslagernden Unternehmen einzeln aufzeigen. Denn laut Literatur (u.a. Antràs/Helpman 2004) spielt die Heterogenität von Unternehmen bei der Offshoring-Entscheidung eine Rolle. Empirische Studien haben gezeigt, dass große Firmen mit höherer Wahrscheinlichkeit auslagern als kleinere, weniger produktive Unternehmen, weil diese die hohen Fixkosten der Auslagerung nicht tragen können (u.a. Tomiura 2007). Folglich könnten auch die Auswirkungen von Offshoring für verschiedene Arten von Unternehmen unterschiedlich sein. Auf kurze Sicht könnte man negative Effekte für zumindest einige Arbeitskräfte in auslagernden Firmen vermuten, allerdings keine Effekte in nicht-auslagernden Unternehmen. Auf lange Sicht allerdings könnte die Überlebens- und Wachstumswahrscheinlichkeit und damit die Beschäftigungssituation für die auslagernden Firmen besser sein.
Die Untersuchung des Projekts erfolgt in vier Abschnitten. In Abschnitt 1 soll die Datenbasis aufgebaut werden. Das Linked Employer-Employee Dataset (LIAB) des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) dient hierbei als Grundlage. Im zweiten Bearbeitungsabschnitt erfolgt der erste Teil der empirischen Analyse. Ziel ist es, die innerbetrieblichen Auswirkungen von Offshoring auf Qualifikationssteigerung („skill upgrading“) und Anreicherung der Tätigkeitsstukturen („occupational upgrading“) abzuschätzen. Im dritten Bearbeitungsabschnitt wird empirisch untersucht, auf welchem Wege die beobachtenden Anpassungen von Qualifikationen und/oder Tätigkeitsstrukturen aufgrund des Offshorings vorgenommen werden. Den vierten Zeitabschnitt des Projekts möchte Prof. Görg nutzen, um aus den erarbeiteten Ergebnissen konkrete wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen zu ziehen.