Funding Funded Projects The Indian Coffee House: a social history of public consumption in postcolonial India

The Indian Coffee House: a social history of public consumption in postcolonial India

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, am Beispiel der Indian Coffee Houses die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung der Kaffeehauskultur in Indien zu untersuchen.

In der Geschichtsschreibung des „Nordens“ wurde der Kaffeekonsum bisher zumeist im Kontext der Industrialisierung, der Veränderung der Arbeitswelt und der Entstehung der modernen bürgerlichen Gesellschaft untersucht. Kaffee (und Tee) gehörten seit der Frühen Neuzeit zu den begehrten Gütern in Europa. Mit steigenden Familieneinkommen im Zuge der Industriellen Revolution wurden sie zu Bestandteilen des alltäglichen Bedarfs. Darüber hinaus verbreiteten sich im 18. und 19. Jahrhundert in vielen europäischen Staaten Kaffeehäuser, in denen gesellschaftliche und politische Themen von allgemeiner Bedeutung diskutiert wurden. Es entstand eine – weitgehend bürgerlich geprägte – Kaffeehauskultur.
Während sich die Geschichtsschreibung des „Nordens“ mit der Bedeutung des Kaffeekonsums für die Entstehung der Moderne beschäftigte, blendete die Historiographie des „Südens“ die Geschichte des Kaffeekonsums in den Erzeugerländern bisher weitgehend aus.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts und verstärkt nach der Unabhängigkeit Indiens (1948) bildete sich, zuerst in Südindien, danach auch in anderen Teilen des Landes, eine Kaffeehauskultur aus, die durchaus mit den Entwicklungen im 18. und 19. Jahrhundert in Europa zu vergleichen ist. Die Indian Coffee Houses breiteten sich in vielen Städten des Subkontinents in den 1960er und 1970er Jahren aus. Dort kamen die Menschen zusammen, um sich bei einer Tasse Kaffee zu entspannen und um sich über gesellschaftliche und politische Themen zu unterhalten. Das Kaffeehaus wurde zu einer Begegnungsstätte für Intellektuelle und Literaten, zu einem geschäftlichen und sozialen Treffpunkt außerhalb des Hauses und der Arbeitsstätte. Der Genuss eines frisch gebrühten Kaffees wurde zum Kennzeichen eines urbanen Lebensstils und zum Statussymbol einer bürgerlichen Kultur. Seit den 1990er Jahren versuchen verschiedene multinationale Unternehmen (u.a. Lavazza, Starbucks, Café Coffee Day) mit den einheimischen Betreibern zu konkurrieren, um einen Anteil am Kaffee-Handel zu erhalten. Sie setzen vornehmlich auf ein modernes Ambiente (u.a. komfortable Sitzarrangements, Internet-Anschluss, Air-Kondition) und wollen den Eindruck vermitteln, dass die Kunden Teil eines globalen sozialen Netzwerks sind.
Im Rahmen des Projekts sollen u. a. folgende Forschungsfragen beantwortet werden: Wann sind Kaffeehäuser in Indien entstanden? Wie haben sie die Kultur des Konsums von Kaffee beeinflusst? Wer sind die Menschen, die Kaffeehäuser und Cafés besuchen? Was waren die sozialen Funktionen des Kaffeetrinkens in diesen – neu entstehenden – „öffentlichen Räumen“? Welche Bedeutung hatten diese „Diskussionsräume“ für die Emanzipation der Frauen, die Ausbildung politischer Opposition oder die Entwicklung einer Jugendkultur? Wie waren die Kaffeehäuser organisiert? Welche Veränderungen in der Gestaltung und Ausstattung der Indian Coffee Houses sind zu beobachten? Wie reagieren Indian Coffee Houses auf die zunehmende internationale Konkurrenz seit den 90er Jahren?

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