Untersuchung zu den Stadtmauern von Erice (Sizilien/Italien) und ihrer topographischen und diachronen Entwicklung während der elymischen, punischen und römischen Besiedlung der Stadt
Ziel dieses Forschungsprojekts ist die Untersuchung eines möglichen Kulturaustausches zwischen Indigenen, Karthagern und Römern auf Sizilien in der Geschichte der Stadt Erice.
Seit 2009 hat Dr. De Vincenzo insgesamt drei Grabungskampagnen an der insgesamt 800 m langen Stadtmauer von Erice in Westsizilien durchgeführt und ist dabei auf drei verschiedene Bautechniken aus vormittelalterlicher Zeit gestoßen. Ziel des Projektes ist es, durch drei weitere Grabungen die bislang noch weitgehend ungeklärte Chronologie der Befestigungsanlage zu bestimmen und den verantwortlichen Bevölkerungsgruppen zuzuordnen: Erice war in archaischer Zeit bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. in der Hand der Elymer, geriet dann ab 396 v. Chr. unter punischen Einfluss, bevor die Stadt von den Römern erobert wurde. Falls der Baubeginn für die Zeit zwischen dem 7. und dem 4. Jahrhundert nachgewiesen werden könnte, hätte man einen seltenen Beleg für eine von Elymern bzw. Karthagern gegründete Stadtmauer. Daher wird nun geklärt, inwieweit die römischen Eroberer die alte Befestigungsanlage umgebaut haben und ob die Stadtmauer im Mittelalter – darauf deuten erste Erkenntnisse hin – möglicherweise erweitert wurde. Falls die Anlage nach Süden verlängert worden ist, könnte man daraus folgern, dass das antike Erice ursprünglich kleiner war als bisher angenommen.
Um die kulturellen Merkmale der Befestigungsanlage untersuchen zu können, werden Form, Funktion und Semantik der Stadtmauer beschrieben und die Ergebnisse im historischen Kontext gedeutet. Dazu werden Ausgrabungen bis auf das Fundamentniveau durchgeführt. Weitere Untersuchungen sind bei den beiden Türmen südlich der Porta Carmine vorgesehen. Ziel dabei ist es, datierbare Keramiken zu finden und statistische Daten für eine genaue Chronologie der ersten sowie der vermuteten römischen Bauphase zu sammeln. Im Anschluss daran sollen die zwei nördlichen Türme und der verbindende Mauerabschnitt, der eine mittelalterliche Bautechnik erkennen lässt, genauso untersucht werden wie der südliche Abschnitt der Anlage mit seinen freiliegenden antiken Bautechniken, um den Umfang der antiken Stadt und ihre diachrone Ausdehnung zu bestimmen.
Anhand der zu erwartenden Erkenntnisse möchte Dr. De Vincenzo die naturräumlichen und kulturellen Merkmale der verschiedenen Bauphasen der Befestigungsanlage sowie ihrer topographischen und chronologischen Verortung neu definieren und dadurch einen Beitrag zum Verständnis der verschiedenen Stadtmauersysteme Siziliens liefern.
Nähere Informationen finden Sie hier:http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/klassarch/projekte/erice/index.html