Funding Funded Projects Untersuchungen über die Ostgrenzen des Assyrischen Reiches: Ausgrabungen in Satu Qala, das alte Idu (Irakisch-Kurdistan)

Untersuchungen über die Ostgrenzen des Assyrischen Reiches: Ausgrabungen in Satu Qala, das alte Idu (Irakisch-Kurdistan)

Dr. Cinzia Pappi und Prof. Michael P. Streck vom Altorientalischen Institut der Universität Leipzig stellen Untersuchungen über die Ostgrenzen des Assyrischen Reiches an.

Die Studie ist die Fortsetzung einer Ausgrabungskampagne in Satu Qala, die im Frühling 2010 stattgefunden hat und von der Netherlands Organisation for Scientific Research und der Fritz Thyssen Stiftung gefördert wurde. Im Rahmen dieser internationalen Kooperation konnten archäologische und epigraphische Zeugnisse gesichert werden, die im Hinblick auf die Rekonstruktion der bislang wenig beachteten Geschichte der assyrischen Ostgebiete zwischen dem 12. und 9. Jh. v. Chr. überaus vielversprechend sind. Das antike Grenzgebiet zwischen Babylonien und Assyrien war Schauplatz verschiedener Sprachen und Kulturen und entspricht dem heutigen Irakisch-Kurdistan.
Während die meisten Quellen zur politischen und wirtschaftlichen Organisation des assyrischen Reiches aus Assur stammen, vermitteln die genannten Funde Einblicke in die Verwaltungsstrukturen einer östlichen Provinzstadt, in der assyrische, babylonische, hurritische und altiranische Kulturen aufeinander trafen. Da die aufgefundenen Inschriften die Theorie untermauern können, wonach das Tell Satu Qala mit dem antiken Idu gleichzusetzen ist, lässt die Fortführung der Untersuchung wesentlich neue Erkenntnisse zur Geschichte der Gebiete östlich vom Tigris erwarten. Bei den Grabungsarbeiten geht es darum, ein Bild von der Beziehung zwischen Provinz und Zentrum, zwischen den regional herrschenden Königen und den assyrischen Machthabern zu zeichnen und den Status der Provinz Idu als Vasallenstaat herauszuarbeiten.
Die rund 27 fragmentarischen Schriftfunde der ersten Kampagne erwähnen die Entstehung und Renovierung eines Palastes unter der Verantwortung verschiedener Könige einer Lokaldynastie. Die Inschriften auf den getrockneten Lehmziegeln können mindestens fünf Komposittexten zugeordnet werden, die mit den Namen der Könige Abbizeri, Bal’ilanu und Eristenu verbunden sind. Unter den Funden befinden sich auch glasierte Ziegel mit figürlichen Abbildungen, die die Beischrift „Bajaru, König des Landes Idu, Sohn des Edima“ tragen. Dieser König aus dem 9. Jh. v. Chr. ist im Gegensatz zu den anderen Königen bereits aus anderen Ausgrabungen bekannt. So hat man in Asanli Tepe, südlich des Urmia Sees in Aserbaidschan, eine Stele gefunden, die den Palast des genannten Königs beschreibt. Die Erweiterung der Ausgrabungsareale und die geplante Oberflächenuntersuchung der Unterstadt werden die Ausdehnung von Palast und Siedlung erkennbar machen, wobei die Informationen mit Daten aus besser bekannten Provinzen verglichen werden (Tell Scheich-Hamad, Tell Taban bzw. Tell Bderi, Tell Chuera und Tell Sabi Abyad). Darüber hinaus werden die stratifizierten Materialien typologisch und chronologisch bestimmt. Für die Datierung sind Radiokarbonalaysen vorgesehen. Neben der Ausdehnung des bereits vorhandenen Grabungsareals und dem Oberflächensurvey im Bereich der Unterstadt  führen Dr. Pappi und Prof. Streck einen Tiefenschnitt am Siedlungshügel durch, um eine vollständige stratigraphische Sequenz der Keramik zu erhalten. Im zweiten Schritt werden die epigraphischen und archäologischen Funde sowie die graphische Dokumentation digital aufbereitet und über eine Webseite der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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