Untersuchungen zum frühneolithischen Hort von Belica (Zentralserbien)
Insgesamt besteht der Hort aus 61 Stein-, 10 Knochen- und 7 Tonfiguren. Hinzu kommen mehrere unbearbeitete Steine und etwa zwei Hände voll Fragmente von Keramikgefäßen.
Aus der Ortschaft Belica bei Jagodina stammt ein vom Umfang her bislang einzigartiger Depotfund aus frühneolithischen Idolen. Es handelt sich zum größten Teil um stark stilisierte, frauengestaltige (gynäkomorphe) Figuren und Abbildungen von menschlichen Körperteilen sowie um miniaturisierte Beile und einige abstrakte Gegenstände, deren Darstellungsinhalt zunächst nicht gedeutet werden kann. Gefertigt wurden die Gegenstände aus lokalen Gesteinen, Tierknochen und Ton. Insgesamt besteht der Hort aus 61 Stein-, 10 Knochen- und 7 Tonfiguren. Hinzu kommen mehrere unbearbeitete Steine und etwa zwei Hände voll Fragmente von Keramikgefäßen. Nachdem seit den späten 1990er Jahren von den Einwohnern der Ortschaft immer wieder einzelne Figuren am Fundplatz aufgesammelt worden waren, ergab sich zum Jahreswechsel 2001/2002 die akute Notwendigkeit einer Notgrabung, als auf einem Feldweg die Verfärbung einer verfüllten Grube sichtbar wurde, aus der offenbar alle Fundstücke stammen. Der obere Abschnitt dieser Grube war durch das Befahren des Weges mit Landwirtschaftsfahrzeugen und Erosion bereits in weiten Teilen abgetragen worden, sodass von den Archäologen nur noch der unterste, etwa 10 cm tiefe Teil kontrolliert freigelegt werden konnte. Bei der archäologischen Grabung konnte allerdings der weit überwiegende Teil der Funde in situ geborgen werden, und somit liegt nahe, dass auch die übrigen, von den Dorfbewohnern auf dem Weg aufgelesenen Funde ursprünglich aus dieser Grube stammen.
Bei einer Begehung des Fundplatzes gemeinsam mit den serbischen Kollegen im Juni 2012 konnten über die Fundstreuung an der Oberfläche in etwa die Grenzen einer frühneolithischen Siedlung festgestellt werden, inmitten welcher der Fundplatz liegt. Damit ist klar geworden, dass es sich nicht um einen isolierten Fund, sondern um ein Depot innerhalb der Grenzen einer größeren frühneolithischen Siedlung handelt.
Im Rahmen des seit Jahresbeginn 2012 geförderten Projektes konnten die Gesteinsarten der Fundstücke bestimmt werden. Es handelt sich überwiegend um Serpentinite, die in einem Ophiolithgürtel anstehen, der etwa 40 km westlich der Fundstelle in Nord-Süd-Richtung verläuft. Aus den Flussbetten dieses Bergmassives (vor allem des Ibar und der Westlichen Morava) konnten Gerölle aufgesammelt werden, die ideale Grundformen für die Artefakte aus Belica darstellen. Über die weitere Untersuchung der Stücke verspricht sich die Arbeitsgruppe, der auch Dr. Milorad Stojić, Archäologisches Institut Belgrad, Prof. Wolfgang Fritsch, Eberhard Karls Universität Tübingen, und Dr. Hans-Jürgen Gawlik, Montanuniversität Leoben, angehören, den gesamten Produktionsprozess rekonstruieren zu können. Es ist geplant, den Hortfund in seiner Gesamtheit monographisch in serbischer und deutscher Sprache zu veröffentlichen. Dafür wurde begonnen, die im Archäologischen Institut in Belgrad lagernden Funde zu zeichnen und zu fotografieren.
Nähere Informationn zum Projekt finden Sie hier:
http://www.ufg.uni-tuebingen.de/juengere-urgeschichte/forschungsprojekte/aktuelle-forschungsprojekte/belica.html