Versuche der empirischen Validierung und Legitimation der Astrologie durch Horoskopsammlungen im 16. und 17. Jahrhundert
Mit der Publikation von Horoskopsammlungen wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts versucht, ein neues Argument in die Diskussion um den Wert und die Grenzen der Astrologie einzubringen.
Die Wissenschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit bleibt ohne eine Betrachtung der Astrologie über weite Strecken unverständlich. Das Projekt will einen Beitrag zur Erschließung und quellenkundlichen Aufarbeitung dieses historischen Wissenskomplexes im 16. und 17. Jahrhundert leisten, und zwar geht es um ein spezifisches Teilstück des Diskurses über die Legitimierung und Wissenschaftlichkeit der Astrologie, den Versuch einer empirischen Verifikation astrologischer Deutungsmuster mit Hilfe von Horoskopsammlungen. Hierbei handelt es sich um eine Quellengattung, die bislang nicht systematisch untersucht worden ist. Neben einer komparativen, inhaltlichen Erforschung werden deren Entstehungszusammenhang, wie auch die Position der jeweiligen Autoren im Diskurs um die Legitimation der Astrologie herausgearbeitet und über eine technische Analyse hinaus der Versuch unternommen, zu Aussagen über die Motivation der Kompilatoren zu gelangen. Dabei werden insbesondere konfessionsspezifische Deutungen und Versuche herausgearbeitet, astrologische Befunde der jeweils eigenen Konfession dienstbar zu machen. Aus einem systematischen Vergleich des Horoskopbestands werden Rückschlüsse auf Informationsnetzwerke gezogen.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Horoskopsammlung Johannes Keplers. Es wird ausgeleuchtet, wie sich dessen radikales Reformmodell einer astrologischen Physik zu seiner Beratungstätigkeit als Landschafts- und Hofmathematiker verhielt, um einen Beitrag zu der Frage zu leisten, welche Ursachen zum Niedergang der gelehrten Astrologie im Verlauf des 17. Jahrhunderts führten, bis diese schließlich aus dem Kreis der anerkannten Wissenschaften ausgeschlossen wurde.