Vom Denken Max Webers und der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
Prof. Johannes Weiß aus der Fachgruppe Soziologie der Universität Kassel widmet sich mit seiner Arbeit der Edition des Bandes I/12 der Max Weber Gesamtausgabe (MWG).
Der Band enthält Schriften, Reden und Diskussionsbeiträge zu methodologischen und
theoretischen Problemen, die Max Weber von 1908 bis 1917 verfasst und in gedruckter Form veröffentlicht hat. Sie spiegeln Webers wissenschaftstheoretische Interessen, die mit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und den entsprechenden Kontroversen im Verein für Sozialpolitik einhergehen. Weitere Texte geben Diskussionsbeiträge Webers wieder, hauptsächlich auf den Soziologentagen 1910 und 1912 sowie im Verein für Sozialpolitik, die sich auf unterschiedliche Vorträge anderer Referenten und daran anschließende Debatten beziehen.
Insgesamt dokumentieren und erhellen die in diesem Band in chronologischer Ordnung zusammengestellten Texte den Denkweg Max Webers. Dieser führte ihn dazu, sich der Soziologie zuzuwenden, ihren Ort und ihre spezifische Aufgabe im Zusammenhang der empirischen Kultur- und Sozialwissenschaften zu bestimmen und sie in systematischer Form auszuarbeiten. In dieser Offenlegung der Denkweise Max Webers, seinen bestimmenden Motiven und Zielsetzungen liegt der über die gegebene Forschungslage hinausführende Mehrwert dieser Edition.
Die Edition soll dazu dienen, dass sich die Bedeutung dieser Texte für das Ganze des Weberschen Werks und für seine vergleichsweise späte Hinwendung zur Soziologie besser erschließt. Die Bearbeitung und Edition dieser Gesamtausgabe ist nicht nur von werkgeschichtlicher und interpretatorischer Bedeutung. Sie ist vielmehr auch von der Erwartung geprägt, zum Nachdenken über die Voraussetzungen, die Reichweite und die Grenzen soziologischer Erkenntnis unter den Bedingungen der Gegenwart und der absehbaren Zukunft beizutragen.