Dieser Frage geht Prof. Thomas Mergel am Institut für Geschichtswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen seines Forschungsprojekts auf den Grund. Am Beispiel der Kultur des Wahlkampfes soll sich das Projekt auf Kampagnen vor Ort konzentrieren. In exemplarischen Lokaluntersuchungen wird nach Spannungen zwischen zentralen politischen Konzeptionen und lokalen Handlungs- und Diskursformen gesucht.
Wahlkampf repräsentiert politische Kulturen: Er stellt eine Phase intensiver politischer Kommunikation dar, in der Politik und Gesellschaft zusammentreffen, in der politische Werte, Ziele und Handlungsformen erprobt, debattiert und bewertet werden.
In zwei aufeinander abgestimmten Teilprojekten werden in vergleichender Perspektive zwei verschiedene Epochen der deutschen Demokratie des 20. Jahrhunderts erforscht: die Weimarer Republik und die Bundesrepublik.
Ersteres Teilprojekt befasst sich mit der Neujustierung des politischen Handelns in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg im Vergleich zur britischen Demokratie.
Das zweite Teilprojekt widmet sich den beiden postfaschistischen Demokratien in Italien und Deutschland mit der Frage, unter welchen Anzeichen sich neue demokratische Kommunikationsformen entwickelten, inwieweit diese an ältere Formen anschlossen und nationale Ausprägungen zeigten. Anhand ausgewählter Orte wird exemplarisch die Spannbreite der zeitgenössisch-politischen Handlungs- und Erfahrungsräume illustriert.
Aber wie wird in Phasen politischer Modernisierungsschübe Demokratie „gelernt“? Dazu wird in beiden Teilprojekten die Spannung zwischen den nationalen und lokalen politischen Kommunikationsformen und Mentalitäten analysiert. Ziel ist es, Besonderheiten nationaler Wahlkulturen, aber auch Gemeinsamkeiten der politischen Kommunikation und symbolischen Politik zu ergründen und schließlich einen vielschichtigen Begriff von politischer Kommunikation und Mentalitäten der Demokratie herauszuarbeiten.