Wirtschaftliches Handeln bei Platon. Eine institutionenökonomische Analyse von Platons Idealstaatsvorstellung
Mit einem neuen Ansatz werden Platons ökonomische Überlegungen systematisch untersucht und vor dem Hintergrund aktueller volkswirtschaftlicher Theorien neu beleuchtet.
Mit einem neuen Der Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Art und Weise, wie Platon das wirtschaftliche Handeln des Einzelnen als Teil gesellschaftlichen Handelns in seinen Idealstaatskonzeptionen „Politeia“ und „Nomoi“ beschreibt und normiert, vergleichbar ist mit dem Ansatz der Institutionenökonomik, die die Frage untersucht, welche außerindividuellen Faktoren („Institutionen“) wie gesetzliche Regelungen, gesellschaftliche Normierungen und auch ethische Wertvorstellungen das Handeln des Einzelnen beeinflussen. Bei beiden geht es um die Frage, welche Regeln ein Regelgestalter unter der Vorgabe bestimmter Zielvorstellungen und, ausgehend von der Annahme eines bestimmten Menschenbildes bzw. bestimmter Akteure, entwirft.
Platons Ziel ist die Eudämonie („Glück“/„gelungenes Leben“) für Individuum und Staat, das nur durch die moralisch gute Verfasstheit (areté) der Bürger zu erreichen ist. Für die Frage, wie die Eudämonie verwirklicht werden kann, entwirft er in „Politeia“ und „Nomoi“ Modelle mit je unterschiedlichen Rahmenbedingungen und entsprechenden Re-gelungen. Dabei spielt der ökonomische Bereich insofern eine wichtige Rolle, als das „Mehr-Habenwollen“ (Pleonexie) eine ständige Gefährdung des Menschen darstellt und dementsprechend Sorge getragen werden muss, dass es nicht übermächtig wird und somit Individuum und Staat unglücklich macht. Der Implementierung der Regeln sollen die durch Erziehung und Überzeugung (peithó) der Bürger zu erreichende Internalisierung sowie Sanktionen (bía) dienen. Dabei wird der erste Weg als der bessere angesehen, weil er einen beständigeren Konsens und damit Harmonie unter den Bürgern verspricht, die so ein tragendes Element in der von Platon als zentral erachteten Einheit des Staates bilden. Aus einer institutionenökonomischen Perspektive lässt sich das von Platon formulierte Programm als Suche nach „Institutionen“ verstehen, die Menschen zu Eudämonie-förderlichem Verhalten leiten.
Im Rahmen des interdisziplinär angelegten Projekts werden im Einzelnen die ökonomischen Vorstellungen Platons durch eine genaue Textanalyse herausgearbeitet und unter folgenden Leitfragen interpretiert:
- Wie ist das Menschenbild, das Platons ökonomischen Vorstellungen unterliegt, und inwieweit kann man dieses zu dem modernen Menschenbild des „homo oeconomicus“ und seinen Erweiterungen in Beziehung setzen?
- Auf welche Weise versucht Platon in seinen Idealstaatskonzeptionen „Politeia“ und „Nomoi“ menschliches Verhalten generell und im Detail zu regulieren, und inwieweit lässt sich dieses Vorgehen mit Konzepten der „Institutionenökonomik“ vergleichen und beschreiben?